Newsbeitrag vom 10.02.2009

Islands Staatspräsident gegen Entschädigung deutscher Kaupthing-Sparer

Islands Staatspräsident Olafur Ragnar Grimsson sprach sich in einem Interview gegen eine Entschädigung deutscher Sparer der Kaupthing Bank aus. "Die Deutschen müssen begreifen, dass die Menschen in Island alles verloren haben", sagte er gegenüber der "Financial Times Deutschland". Es sei den isländischen Steuerzahlern nicht zu vermitteln, dass sie jetzt auch noch für die Verluste deutscher Sparer aufkommen müssten. Es sei ungerecht, dass ausländische Anleger erwarteten, dass Island die ganze Last der Finanzkrise trage. Die Verantwortung für den Bankencrash sieht er vielmehr im europäischen Bankensystem, das reformiert werden müsse.

Welchen Einfluss die überraschenden Aussagen haben, bleibt unklar. Denn ähnlich wie der deutsche Bundespräsident hat auch der isländische Staatspräsident eine eher repräsentative Funktion. Islands Regierung wies die Aussagen Grimssons zurück und bekräftigt, Auslandsschulden nach dem Zusammenbruch der drei größten Banken begleichen zu wollen. Die zwangsverstaatlichte Kaupthing Bank betonte abermals, sie wolle ihre deutschen Kunden aus eigener Kraft nach wie vor voll entschädigen. Vergangene Woche erklärte die Bank bei einer Gläubigerversammlung, man verfüge bereits über 80 Prozent der insgesamt nötigen 330 Millionen Euro. Der Zeitplan der Auszahlung blieb dabei offen, man wolle aber "so schnell wie möglich" in Absprache mit der deutschen Bankaufsicht Bafin mit den Auszahlungen beginnen. Auch das Bundesfinanzministerium in Berlin geht weiter von einer Entschädigung der rund 31.000 deutschen Sparer durch die Kaupthing Bank aus. Gelinge dies nicht, griffen gesetzliche Ansprüche aus der isländischen Einlagensicherung, so eine Ministeriumssprecherin. Im November hatte die Bundesregierung dem isländischen Einlagensicherungsfonds einen Kredit von rund 300 Millionen Euro angeboten, um die Entschädigung der Deutschen leisten zu können. Das Geld wurde bisher nicht abgerufen, das Kreditangebot bestehe aber weiterhin.