Newsbeitrag vom 19.10.2012

PrivatBank: Grenzfall im grenzüberschreitenden Banking

Die AS "PrivatBank" ist - nach der Aufnahme von Online-Marketingmaßnahmen - Thema in einigen Finanzblogs und -foren. An dieser Stelle möchten wir unseren Lesern deshalb komprimierte Informationen geben, wenngleich die PrivatBank als Geldinstitut mit Sitz außerhalb des Euroraums nicht in unseren Vergleichen aufgeführt wird. Die Bank hat ihren Sitz in Riga und gehört gemäß eigenen Angaben infolge der im Juli durchgeführten Kapitalerhöhung zu den 10 größten Bankinstituten in Lettland (es gibt laut lettischer Finanzaufsicht 20). Die Bank ist Tochtergesellschaft der ukrainischen PrivatBank. Sie eröffnete Ende August eine Internetplattform unter privatbankdirect.eu. Neben Tagesgeld, das den Namen "Flow" trägt, bietet sie dort mehrere Festzinsanlagen, Girokonten und Kreditkarten an - für private und gewerbliche Kunden in Deutschland. Der Zinsköder ist ausgelegt: Mit 3,00% an Tagesgeldzinsen bietet die PrivatBank weit mehr als derzeit üblich. Nun könnte man meinen, es handele sich um einen Einstiegszins mit nur kurzer Beständigkeit, er wird aber für zwölf Monate garantiert. Auch der Turnus der Zinsgutschrift ist ungewöhnlich: die PrivatBank will täglich gutschreiben. Auf dem hiesigen Bankenmarkt gibt es viele Anbieter, die ihren Hauptsitz im Ausland haben, wobei die allermeisten eine Niederlassung in Deutschland betreiben und diese somit auch hier beaufsichtigt wird. Auf die PrivatBank trifft dies nicht zu. Die Konten werden in Lettland geführt. Das bedeutet unter anderem, dass man, sofern so mutig, per SEPA gen Nordosten überweist. Für Ein- und Auszahlungen ist ein Girokonto bei der Bank notwendig. Dieses ist das Kontomodell "Clever-Pack", es wird für Anlagekunden kostenlos geführt, abgehende Euro-Überweisungen vom Girokonto kosten jedoch jeweils EUR 1,50. Von den Zinserträgen wird eine 10-prozentige Ertragssteuer einbehalten und an den lettischen Staat abgeführt. Zusätzlich muss der Anleger den Zinsertrag ordnungsgemäß in Deutschland versteuern, er ist dafür wie bei allen Auslandsanlagen selbst verantwortlich. Anders als etwa bei Advanzia Bank besteht nicht die Möglichkeit, durch Votum für ein Meldeverfahren die Besteuerung an der Quelle zu vermeiden. Über die gezahlte Steuer will die Bank auf Wunsch eine Bescheinigung ausstellen, mit der es möglich sein soll, die Steuerzahlung beim deutschen Finanzamt anrechnen zu lassen. Bezüglich der Einlagensicherung besteht wieder die Sachlage, dass der zuständige lettische Einlagensicherungsfonds ein sehr kleiner Sicherungsgeber ist, dessen Schlagkraft bei Insolvenz womöglich nicht ausreichen könnte. Die Statuten liegen in Lettisch und Englisch vor, die Sicherungssumme ist auf 70.000 Lettische Lats bzw. den Gegenwert in Euro festgelegt. Der Staat Lettland erholt sich von einer schweren Krise, ausgelöst 2008 durch Schieflage der Parex Bank, die damals unter anderem eine Niederlassung in Hamburg unterhielt.

Generell werden grenzüberschreitende Bankangebote aufgrund ihrer Besonderheiten bislang nur von einem kleinen Kundenkreis wahrgenommen. Welche Herkunftsländer und welche Distanzen dabei als akzeptabel erscheinen, ist individuell verschieden. Unsere Übersichten zu den Auslandsanlagen sind auf den Euroraum begrenzt, da es in diesem Wirtschaftsgebiet in weiten Teilen einen ähnlichen gesetzlichen Rahmen gibt, mit Aussicht auf weitere Harmonisierung. Lettland beabsichtigt, 2014 der Währungsunion beizutreten.