Newsbeitrag vom 24.07.2013

Commerzbank will an comdirect-Zielgruppe ran

Bei der Commerzbank kommen neue Depotmodelle, die Anfang August offiziell vorgestellt werden sollen und jetzt schon im Preis- und Leistungsverzeichnis zu finden sind. Eines davon ist das "DirektDepot", bei dem der Kunde auf Beratung verzichtet. Die Preisgestaltung beim DirektDepot ist auf einem Niveau, das sich normalerweise nur schlank aufgestellte Anbieter leisten können und zudem ganz offensichtlich an der der eigenen Direktbank-Tochter - comdirect - angelehnt. So werden Orders von Aktien, Anleihen und Zertifikaten hier wie dort mit 0,25% vom Kurswert bzw. Nennwert abgerechnet, mindestens aber zu EUR 9,90. Limitentgelte fallen nicht an. Hinzu kommt eine Börsenplatzgebühr, für Xetra beträgt sie bei der Commerzbank EUR 1,50 und bei comdirect 0,0015% vom Kurswert, mindestens EUR 1,50. An einer Stelle ist die Commerzbank sogar wesentlich günstiger: In der Berechnungsformel der Orderpreise gibt es bei ihr keine EUR 4,90 Grundgebühr, was sich oberhalb von EUR 2.200 Orderwert anfängt auszuwirken (wegen der Mindestgebühr nicht darunter). Die Depotführung ist kostenlos, sofern mindestens eine Kauf- oder Verkaufsorder im Quartal ausgeführt wurde. Bei comdirect sind zwei Kauf- oder Verkaufsorders im Quartal dafür notwendig oder die Nutzung des Girokontos oder die Besparung eines Wertpapiersparplans. Es ist nicht das erste Mal, dass die Commerzbank die eigene Tochter, an der sie 81 Prozent der Aktien hält, kopiert. Auch die Zufriedenheitsgarantie bei den Girokonten und die große Baufinanzierungspalette durch die Vermittlung an andere Institute gab es zuerst bei den Quickbornern.

Während comdirect, derzeit 2,8 Millionen Kunden, Jahr für Jahr wächst und stetig ordentliche Gewinne abliefert, läuft das Privatkundengeschäft für die Commerzbank, elf Millionen Kunden und 1.200 Filialen, nicht zufriedenstellend. Im November 2012 hatte Vorstandschef Martin Blessing seine Multikanal-Strategie für die Neuausrichtung vorgestellt. Diese orientiere sich an den sich wandelnden Kundenbedürfnissen. Das Filialnetz soll gestrafft und im Gegenzug das Internetgeschäft deutlich ausgebaut werden. Aus dem Unternehmen heißt es, es solle quasi unter dem Dach der Commerzbank noch einmal eine zweite Direktbank entstehen. Die Alternative, eine engere Bindung von comdirect an die Mutter, wurde damals verworfen. Damit raube man comdirect die Flexibilität, rasch auf Marktgegebenheiten reagieren zu können. Es war abzusehen, dass sich die Geschäftsmodelle ein Stück weit angleichen werden. Bei nahezu deckungsgleichen Angeboten verwischen Unterschiede aber völlig.