Newsbeitrag vom 07.11.2013

EZB halbiert Leitzins

Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) beschloss, den Leitzins für die Staaten der Währungsgemeinschaft um 25 Basispunkte auf 0,25 Prozent herabzusetzen. Die Änderung erfolgt zum 13.11.13. Zuletzt wurde der Leitzins im Mai gesenkt, als die desaströse Jugendarbeitslosigkeit im Blickpunkt stand. Mit der aktuellen Entscheidung reagiert die EZB auf die extrem niedrige Inflationsrate. Die gegenwärtige Konstellation spricht EZB-Präsident Draghi zufolge für eine "längere Phase niedriger Inflation". Die EZB glaubt, mit der Zinssenkung einen Beitrag dazu zu leisten, dass die Periode kürzer sein werde. Sie strebt eine Geldentwertung von unter, aber nahe bei 2 Prozent an. Draghi sagte auch, dass die makroökonomischen Anpassungsprozesse zwischen den Euro-Ländern mit einem niedrigen Wert viel schwerer zu schaffen seien als mit dem Zielwert. Im Oktober war die Inflation im Euroraum von 1,1 auf 0,7 Prozent zurückgegangen, insbesondere wegen billigerem Öl. Die Null vor dem Komma hat für Aufsehen gesorgt - es ist der tiefste Stand seit vier Jahren. Der gefürchtete Zustand der Deflation soll zumindest vordergründig im Ansatz verhindert werden. Deflation, der Gegensatz von Inflation, führt zu Kaufzurückhaltung bei den Konsumenten, da sie die Produkte bald noch günstiger kaufen können. Dieses Abwarten hat verheerende Folgen, denn es bricht nicht nur der private Konsum ein, sondern auch die Unternehmen stellen ihre Investitionen zurück. Mittelfristig gehen Jobs verloren. Die Leitzinssenkung der EZB verblüffte trotzdem, sie wartete nicht bis zur Dezember-Sitzung, wenn die Inflations- und Konjunkturprognosen ihrer Ökonomen vorgelegen hätten. Während die geldpolitischen Akutmaßnahmen auf dem Höhepunkt der Eurokrise noch sinnvoll schienen, leidet hierzulande seit einigen Monaten die breite Akzeptanz für den Kurs der EZB. Denn wegen der ultralockeren Geldpolitik wächst die Gefahr von spekulativen Vermögenspreisblasen. Die unter EU-Schnitt liegenden Inflationsraten der Krisenländer Spanien, Portugal, Zypern oder Griechenland ließen sich auch positiv werten, da diese Volkswirtschaften durch Kostensenkungen dabei sind, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern.