Newsbeitrag vom 25.03.2014

CFD-Broker Varengold: Mit 1,60% Tagesgeldzinsen an Neukunden

Die Varengold Bank AG ist der jüngste Neuzugang auf dem Tagesgeldmarkt. Für die ersten sechs Monate nach Abschluss wird aktuell ein Sonderzins von 1,60% p. a. für Guthabenteile bis EUR 100.000 geboten. In der derzeitigen Wettbewerbslage ist das als sehr gut zu bewerten, anderswo bekommen Neukunden durchweg weniger - etwa bei der Südtiroler Sparkasse 1,30% p. a. Bei der Volkswagen Bank sind es 1,40% p. a., aber für einen geringeren Betrag und für eine kürzere Zeit. Die Zinsen schreibt die Varengold Bank monatlich gut. Die Mindesteinlage beträgt EUR 2.500. Der variable Standardzins ist mit 1,00% für Guthabenteile bis EUR 100.000 angegeben. Da noch niemand als Bestandskunde bei den Tagesgeldkonten betrachtet wird, dient dieser Zinssatz eher der Orientierung, welches Zinsniveau nach Ablauf der Garantiezeit zu erwarten ist. Die Varengold Bank hat den Bereich "Commercial Banking" als weiteres Geschäftsfeld aufgebaut, sie will zusätzliche Erträge aus Einlagen und Krediten erwirtschaften. Um das darin enthaltene Einlagengeschäft betreiben zu können, beantragte sie bei der BaFin eine Lizenz als Einlagekreditinstitut, die sie im Juni 2013 erhielt. In der nächsten Ausbaustufe sind auch Festzinsanlagen geplant.

Das 1995 gegründete Unternehmen hat seinen Sitz in Hamburg und ansonsten eine risikofreudige Kundschaft, die mit gehebelten Finanzprodukten (CFDs) und Währungen über die Plattform Varengold Bank FX spekuliert. Zudem konzipiert die Gesellschaft alternative Finanzprodukte, insbesondere Hedgefonds-Strategien. Die Varengold Bank ist somit ein Spezialist für genau die Produkte, die Tagesgeldanleger gewöhnlich meiden, weil sie komplex und hochriskant sind. Die Anbieter bzw. Kurssteller rechnen im Allgemeinen üppige Gewinnmargen bei solchen Geschäften ein. Der Handel mit gehebelten Produkten kommt einem Kasinobesuch gleich, bei dem tendenziell der Kasinobetreiber gewinnt. Im Antragsprozess zum Tagesgeld holt die Varengold Bank eine Erlaubnis für Werbung über ihre weiteren Angebote ein. Die Einwilligung kann der Antragssteller zwar nachträglich widerrufen, zunächst muss er sie aber erteilen, da es sonst im Antragsprozess nicht weitergeht (Update: seit 26.3.14 ist die Einwilligung im Antrag tatsächlich optional, die Bank reagierte damit auf die diesbezügliche Kritik bzw. das Kundenfeedback). Wenn Varengold Einlagenkunden zu Geschäften auf der FX-Plattform verführt, wäre das anstößig. Ähnliches praktizierte das Wertpapierhandelshaus Driver & Bengsch bzw. das mittlerweile insolvente Nachfolgeunternehmen Accessio; den über Zinsangebote akquirierten Kunden wurden damals vehement Beteiligungen sowie Anleihen an fragwürdigen Unternehmen angepriesen. Zum Ausprobieren der FX-Plattform animiert die Varengold Bank regelmäßig über Startkapital und einen hohen prozentualen Bonus auf die erste Einzahlung von Trading-Kapital. Auf solche Angebote sollten sich Einlagekunden somit einstellen. Die Varengold Bank ist börsennotiert, ein Großteil der Anteile befindet sich im Besitz der Gründer und heutigen Vorstände. Den Aufwendungen zum Ausbau der Geschäftstätigkeit stehen kurzfristig keine entsprechenden Erträge gegenüber. Die Investitionen belasten daher das Geschäftsergebnis deutlich. Für das Geschäftsjahr 2013 liegen bislang lediglich die Zahlen für die erste Jahreshälfte vor, der Vorsteuerverlust betrug demnach EUR 529.000, im Vorjahreszeitraum war es ein Minus von EUR 56.000. Mit einer Bilanzsumme von 11,5 Millionen Euro und 57 Mitarbeitern ist Varengold eine sehr kleine Bank. Den Ansturm auf das außergewöhnliche Zinsangebot wird sie vermutlich nicht lange zeitnah bedienen können. Sie ist der Entschädigungseinrichtung deutscher Banken (EdB) angeschlossen, Einlagen auf den Tagesgeldkonten sind dadurch bis zu einer Höhe von EUR 100.000 je Kunde gesichert.