Newsbeitrag vom 11.07.2014

Banco Espírito Santo in Schwierigkeiten

Die Aktien der portugiesischen Großbank Banco Espírito Santo (BES) wurden am Donnerstagmittag vom Börsenbetreiber Euronext nach einem Kurseinbruch um mehr als 17 Prozent vom Handel ausgesetzt. Hintergrund sind Spekulationen über die Verflechtungen durch Kredite mit dem Anteilseigner Espírito Santo Financial Group (ESFG), der 25 Prozent an der BES hält. Dieser ließ seine Notierung in Lissabon und Luxemburg auf eigene Veranlassung wenige Stunden zuvor aussetzen. Die ESFG wiederum ist an der Espirito Santo International (ESI) angedockt, gegen diese in Luxemburg ansässige übergeordnete Holding, die der BES-Gründerfamilie gehört, ermitteln die Behörden seit einiger Zeit wegen massiver Unregelmäßigkeiten in der Buchhaltung. Sie soll über sieben Milliarden Euro Schulden haben. Ein Großteil der Schulden soll zudem durch Buchungen unter den Tochterfirmen getarnt worden sein. Eine ESI-Tochter musste laut Medienberichten aktuell anstehende Zinszahlungen verschieben. An den Börsen fragen sich Investoren und Kleinanleger besorgt, was in den Bilanzen der BES steckt und ob sie ein Einzelfall ist oder die Erholung des gesamten europäischen Bankensektors gefährdet ist. Das drückte weltweit die Kurse an den Aktienmärkten nach unten. In der Nacht zum Freitag legte die Bank in einem Schreiben an die Börsenaufsicht dar, dass ihre Rücklagen mehr als ausreichend seien, um eventuelle Kreditausfälle aufzufangen. Sie bezifferte ihre Forderungen an die Holding und deren Ableger mit 1,18 Milliarden Euro. Die Bank habe per 31.3.14 aber die regulatorischen Anforderungen zum Eigenkapital um gut zwei Milliarden Euro übertroffen und im Juni sei eine weitere Milliarde durch eine Kapitalerhöhung hinzugekommen. Die portugiesische Nationalbank wies bereits am 3.7.14 darauf hin, dass die BES von der Krise ihres Anteilseigners "adäquat isoliert" sei. Auch gestern hat die Notenbank bekräftigt, die Liquidität der BES sei ausreichend. Am späten Freitagmorgen wurde der Handel der BES-Aktie wieder aufgenommen.

Die BES ist WeltSparen-Partner. Ihre luxemburger Niederlassung richtet sich mit einem Festgeldangebot über WeltSparen an renditesuchende, deutsche Zinsanleger. BES und die bulgarische First Investment Bank (Fibank) waren bis Ende Juni die beiden einzigen Anbieter auf der noch jungen Vermittlungsplattform. Vor knapp zwei Wochen kam es in Bulgarien zu einem Bank-Run auf die Filialen der Fibank. Die Lage dort hat sich mittlerweile beruhigt.