Newsbeitrag vom 30.07.2014

SberbankDirect legt parallel zu den EU-Sanktionen los

Am Dienstag verständigte sich die Europäische Union auf die mehr oder weniger erwarteten Sanktionen gegen Russland. Kernstück sind Maßnahmen, die den vom Staat geführten russischen Großbanken die Refinanzierung erschweren. Präsident Putin soll so dazu gebracht werden, die Unterstützung und das Hochrüsten der Separatisten in der Ostukraine zu beenden. Am selben Tag stieg Russlands größter Finanzkonzern Sberbank, der sich mehrheitlich im Besitz der Zentralbank des Landes befindet, mit Sberbank Direct ins deutsche Einlagengeschäft ein. Eine Mitteilung, die auf dem neuen Internetauftritt unter sberbankdirect.de zu finden ist, datiert den Deutschland-Start auf den vergangenen Montag. An diesem Tag war der Internetauftritt jedoch noch nicht zu erreichen, online war lediglich ein Login zum Online-Banking. Die Domain hatte modern-banking bereits auf dem Schirm, da anvisiert war, in diesem Sommer zu beginnen. Ein Zufall, dass dies nun zeitlich mit dem politischen Ereignis zusammenfällt? Zu den Strafmaßnahmen wird gehören, russischen Banken mit einer staatlichen Beteiligung von mehr als 50 Prozent den Zugang zu den europäischen Kapitalmärkten einstweilen zu beschneiden. Die US-Regierung plant, ähnliche Sanktionen zu erlassen. Die russischen Staatsbanken könnten dann keine neuen Anleihen mehr an den liquiden Finanzplätzen im Westen herausgeben. Da sie auf umfassenden Schuldtiteln und Krediten sitzen, die regelmäßig refinanziert werden müssen, würde das empfindlich treffen, in der Folge auch die gesamte Volkswirtschaft, so die Überlegungen. Für die russischen Staatsbanken werden daher ihre Österreich-Töchter immer wichtiger, denn zum klassischen Einlagengeschäft sind vorerst keine Sanktionen geplant.

In Wien haben Sberbank, DenizBank und der Rivale VTB ihre Europa-Hauptquartiere. Mit der österreichischen Bankkonzession und unter der Marke Sberbank Direct wird jetzt in Deutschland ein online geführtes Tagesgeldkonto angeboten. Zusätzlich zu 1,20% Basiszins wird bei den aktuellen Kontoabschlüssen 0,10% p. a. Zinsbonus dazugegeben plus eine Zinsgarantie. Die Zinsgarantie gilt bis zum 31.12.14 und bezieht sich auf den Gesamtzins von 1,30% p. a. Die Zinsgutschrift ist quartalsweise. Eine Mindesteinlage ist nicht vorgegeben. Der Kontoantrag erfolgt papierlos, wie neuerdings zum Beispiel auch bei der DAB bank: Man muss lediglich den PostIdent-Coupon ausdrucken und damit zu einer Filiale der Post gehen, eine Kopie des Antrags wird dem Kunden für seine Unterlagen im PDF-Dokument bereitgestellt. Die Einlagen bis EUR 100.000 je Person sichert die Einlagensicherung der Banken & Bankiers GmbH in Österreich. Das Tagesgeldangebot stammt von der Frankfurter Zweigniederlassung der Sberbank Europe. Die Sberbank Europe steuert die zentral- und osteuropäischen Aktivitäten der Gruppe, die zugekauft sind. Im Februar 2012 erwarb die Sberbank nämlich die Auslandstöchter des österreichischen Volksbanken-Spitzeninstituts ÖVAG. Die Sberbank zählt zu den größten Bankinstituten des Kontinents. Westeuropa, abgesehen von Deutschland, ist kein Ziel der Expansion. Auf dem österreichischen Markt gibt es die Sberbank Direct nicht, hier haben sich die Russen entschieden, im Geschäft mit Privatkunden die DenizBank auszubauen. Die DenizBank hat türkische Wurzeln und ist auch den deutschen Online-Sparern bekannt. Seit Oktober 2012 ist die Sberbank Mehrheitseigentümer der DenizBank, die Anteile wurden von der angeschlagenen belgisch-französischen Dexia-Gruppe übernommen.