Newsbeitrag vom 04.08.2014

Portugal rettet Banco Espírito Santo

Die Lissabonner Großbank Banco Espírito Santo (BES) bedient ab heute ihre Kunden als "Novo Banco" (Neue Bank). Sie erhält eine staatliche Kapitalspritze über 4,9 Milliarden Euro. Der Präsident der portugiesischen Zentralbank, Carlos Costa, gab in der Nacht auf Montag in einer Pressekonferenz einen Rettungsplan bekannt, der zwischenzeitlich von der EU-Kommission genehmigt wurde. Die Bank wird in einen guten und einen schlechten Teil aufgespalten. In dem guten Teil, der Novo Banco, bleiben alle Kundeneinlagen, Kredite mit gewöhnlichem Risiko und Vermögenswerte. Er soll die Geschäfte im In- und Ausland normal weiterführen, so Costa. Die toxischen Forderungen und Geschäfte werden ausgelagert. Das Geld wird über einen von den Banken finanzierten nationalen Abwicklungsfonds bereitgestellt werden, welcher dann vorübergehend Alleinaktionär sein wird. Da die eigenen Mittel des Fonds nicht ausreichen, soll auf eine Kreditlinie aus einem Hilfspaket zurückgegriffen werden. 12 Milliarden Euro hatten EU, IWF und Europäische Zentralbank dem südeuropäischen Land im Zusammenhang mit dem Rettungsschirm des Jahres 2011 bereitgestellt, speziell für den Zweck, Banken in Notfällen besser mit Kapital ausstatten zu können. Von dieser Kreditlinie sind rund 6 Milliarden Euro übrig, laut Medienberichten sollen hierüber 4,4 Milliarden Euro fließen. Ziel sei es, mittelfristig an private Investoren zu verkaufen. Die Altaktionäre und nachrangige Anleihebesitzer sollen die Verantwortung für die verbleibenden Risiken tragen müssen. Das ist die neue Banken-Rettungspolitik, in der Finanzkrise hatten sich die Gläubiger bei den meisten Bankenrettungen auf Kosten der Steuerzahler völlig schadlos gehalten. Ob die Beteiligung der Aktionäre und der nachrangigen Anleihegläubiger ausreicht, um die Verluste komplett wettzumachen, wird sich zeigen. Einlagenbesitzer sollen jedenfalls nicht zur Kasse gebeten werden. Der Schutz der Spareinlagen ist auch eine erfreuliche Nachricht für die wenigen hundert deutschen Sparer, die über die WeltSparen-Plattform bei BES in Luxemburg angelegt hatten. Zur Situation in Portugal gibt es auf der Internetseite von WeltSparen übrigens derzeit keinerlei Information, ganz im Gegensatz zum intensiven Krisenmanagement betreffend der bulgarischen Fibank vor einem Monat - als wenn es das BES-Angebot nie gegeben hätte.

Über die Turbulenzen um das Imperium der Gründerfamilie Espírito Santo berichteten wir am 11.7.14. Die ESFG und zwei weitere Gesellschaften aus dem Firmen-Konglomerat leiteten in der Folge ein Insolvenzverfahren ein. Am vergangenen Mittwoch wurde das ganze Ausmaß ersichtlich, die BES teilte schockierende Geschäftszahlen mit: Sie nahm Abschreibungen und Rückstellung aufgrund der Querverbindungen mit den Espírito Santos vor. Unterm Strich stand für das erste Halbjahr 2014 ein Verlust von 3,6 Milliarden Euro. Damit waren alle zuvor zur Beruhigung der Investoren aufgezählten Kapitalpuffer vernichtet, die Mindestanforderungen für die Kapitalausstattung nicht mehr erfüllt. Ein Verkauf von Vermögensteilen und eine weitere Kapitalerhöhung standen als Lösungsansätze im Raum, um an frisches Geld zu kommen.

Größter Anteilseigner der alten BES war die Beteiligungsgesellschaft ESFG der Gründerfamilie mit zuletzt 20 Prozent Aktienanteil. Sie hatte sich noch am 14.7.14 von knapp 5 Prozent getrennt. Die US-Investmentbank Goldman Sachs und der US-Hedgefonds D. E. Shaw kauften sich am Tag darauf bei der von der Pleite bedrohten Bank ein, zu 2,27 bzw. 2,7 Prozent. Die französische Crédit Agricole muss ebenfalls mit einem herben Verlust durch ihre BES-Beteiligung rechnen, sie besaß 15 Prozent.