Newsbeitrag vom 27.01.2015

Number26-Girokonto passend für die Hosentasche

Am Montag ist Number26 offiziell gestartet. Das FinTech-Startup aus Berlin bietet ein Girokonto, das in der Produktentwicklung explizit auf eine einfache und der Zeit entsprechende Bedienung über das Smartphone ausgelegt wurde. Damit soll vor allem die Generation der Digital Natives angesprochen werden. Die mobile Banking-App ist verfügbar für iOS ab Version 7 und für Android ab 4.3. Number26 will den Banken Geschäft abluchsen, verspricht Schluss zu machen mit alten Interfaces, mühsamer Kontoeröffnung und versteckten Gebühren. Da selbst nicht im Besitz einer Banklizenz, wird das Konto von einem Partner geführt, der Wirecard Bank aus Aschheim bei München. Das Konto ist ohne jegliche Kontoführungs- oder Kartengebühr erhältlich. Eine Mastercard-Debitkarte ist inklusive. Mit dieser kann weltweit kostenlos an Geldautomaten abgehoben werden, es fällt auch kein Auslandsentgelt für die Umrechnung von Fremdwährungen an. Auf Online-Banking für den Desktop muss man nicht verzichten. Allerdings ist das Produkt an anderen Stellen vielleicht zu kompakt - es gibt weder girocard, Überziehungsrahmen noch Guthabenverzinsung. Ein weiterer Dämpfer vorab: In der Anfangsphase kann man nur mit Einladungscode eröffnen. Hierfür ist eine Voranmeldung unter Angabe der E-Mail-Adresse notwendig. In dem mehrmonatigen Betastadium war die angegebene Wartezeit bis zum Versand des Einladungscodes kürzer, zurzeit beträgt sie vier bis sechs Wochen. Vieles lässt sich in der App komfortabel einstellen, wie die Möglichkeit, sich über Kontobewegungen mittels Push-Nachrichten informieren zu lassen. Im eigenen Blog zeigt Number26 anhand einer Fotoreihe, dass man zum Beispiel nach einer Kartenzahlung mit PIN eine solche Nachricht erhält, noch während die Quittung am Kassenterminal ausgedruckt wird. Genauso wie sich Bluetooth ein- und ausschalten lässt, können die Nutzer für ihre Karte selektiv festlegen, ob sie am Geldautomaten, im Ausland, beim Online-Shopping oder in bestimmten Regionen funktionieren soll. Zu den weiteren Features gehören Statistiken der automatisch kategorisierten Einnahmen und Ausgaben. Geldsenden per E-Mail oder SMS an die Kontakte aus dem eigenen Telefonbuch wird über den "MoneyBeam" genannten Dienst ermöglicht. Der Empfänger hat sieben Tage Zeit, sich das Geld abzuholen, indem er den erhaltenen Link öffnet und ein Konto angibt, auf das der Betrag ausbezahlt werden soll. Falls nach sieben Tagen noch nicht abgeholt, wird das Senden rückgängig gemacht. Bei der Freigabe von Transaktionen wird weder mit iTAN-Listen noch mit TAN-Generatoren gearbeitet. Im Hinblick auf die Sicherheit genügt bei Number26 angeblich eine einmal festgelegte vierstellige Zahlenkombination. Selbstverständlich muss man sich zunächst mit Benutzernamen und Passwort einloggen, und bei der App gibt es darüber hinaus eine Verknüpfung mit dem Smartphone. Die Zahlenkombination für die Transaktionsfreigabe ist gleichzeitig die PIN für die Mastercard. Der eigentliche Antrag ist flugs durchlaufen, weil ohne den Ausdruck von Eröffnungsunterlagen und mit der Option, sich per Videotelefonat vom Dienstleister IDnow identifizieren zu lassen. Number26 wirbt mit der schnellsten Kontoeröffnung Europas, die Eröffnung soll online oder am Smartphone zusammen mit dem VideoIdent in weniger als acht Minuten erledigt sein (bei Nutzung des Smartphones ist für das VideoIdent auch die Installation einer App des externen Dienstleisters IDnow notwendig). Das Girokonto wird auch bei Wohnsitz in Österreich und der Schweiz angeboten. Gemeinschaftskonten können derzeit noch nicht eröffnet werden. Number26 verdient wie jeder Aussteller von Kreditkarten durch die Händlerentgelte an den Transaktionen. Zudem erhofft sich das Unternehmen Zinseinnahmen wegen der von der Partnerbank verwalteten Sichteinlagen auf den Girokonten.

Gegründet wurde Number26 im Februar 2013 in Wien von den Österreichern Valentin Stalf und Maximilian Tayental. Angefangen haben beide mit Papayer, einer Prepaidkarte für Jugendliche. Geldgeber sind verschiedene Business Angels, unter anderem Springer Plug and Play, Earlybird VC und Redalpine VC. Bis Ende April will Avuba, ein weiteres Startup aus Berlin, mit einem ähnlichen Produkt marktreif sein, wobei bei diesem eine monatliche Pauschale vorgesehen ist. Bei der Entscheidung für ein Girokonto ist Beständigkeit ein wichtiges Kriterium, die meisten werden deswegen wohl doch lieber eine etablierte Bank wählen. Jedoch ist der Markt groß genug für Alternativen und der frische Wind schadet nicht.