Newsbeitrag vom 27.04.2015

Deutsche Bank verkündet Umbaubeschlüsse

Aufsichtsrat und Vorstand der Deutschen Bank legten sich nach monatelangen Debatten, auf die Schnitte fest, durch die der Konzern bis zum Jahr 2020 die Renditeschwäche überwinden soll. Immer wieder waren vertrauliche Informationen dazu vorab nach außen gelangt. Seit dem Wochenende ist klar, dass sich die kleine Lösung durchgesetzt hat: Deutschlands größtes Geldhaus trennt sich von der Postbank. Am Sonntag veröffentlichte der Konzern zudem die Geschäftszahlen für das erste Quartal und heute informierte er in einer Pressekonferenz über die weiteren Details und die Beweggründe zur neuen Strategie. Die beiden Vorstände betonten den Anspruch, eine führende Universalbank zu bleiben. "Wir bleiben global, aber fokussieren uns geografisch; und wir bleiben universal, aber vermeiden, alles für jeden sein zu wollen." Zwischenzeitlich wurde das Szenario diskutiert, das gesamte Privatkundengeschäft abzuspalten, sodass eine Investmentbank übrig geblieben wäre. Die gelbe Tochter mit ihren rund 14 Millionen Kunden hatte die Deutsche Bank in drei Stufen ab März 2009 übernommen und sich mehr als sechs Milliarden Euro kosten lassen. Gedacht war sie um ein Gleichgewicht zum Investmentbanking herzustellen und an Größe durch das Massengeschäft mit Kleinsparern zuzulegen. Sie soll bis Ende 2016 über die Börse feilgeboten werden - um zunächst unter 50 Prozent zu kommen, mittelfristig will die Deutsche Bank dann ganz aussteigen. Die verbliebenen Kleinaktionäre der Postbank (3,2 Prozent der Anteile) sollen zuvor noch aus dem Unternehmen gedrängt werden (Squeeze-Out). Dadurch hält sich die Deutsche Bank auch den Verkauf an einen Wettbewerber offen, der mit der kurzzeitigen Börsenabstinenz leichter umsetzbar wäre. Im übrigen Geschäft wird gespart und geschrumpft: Bis zum Jahr 2017 beabsichtigt die Deutsche Bank, 200 ihrer bisher etwa 750 eigenen Filialen zu schließen. Auf der anderen Seite will sie schlagkräftiger werden, indem sie verstärkt in den Ausbau digitaler Technologien investiert. Aus sieben bis zehn Ländern zieht sie sich zurück, welche Länder das sind, wurde offen gelassen. Und selbst im Investmentbanking wird der Umbau Spuren hinterlassen, dort stehen margenarme Geschäftsfelder zur Disposition.

Trotz des Skandals um Zinsmanipulationen, der 2,5 Milliarden Dollar Strafe kosten wird und zusätzliche Rückstellungen notwendig machte, standen zum Jahresauftakt vor Steuern 1,5 Milliarden Euro Gewinn zu Buche. Das sind zwar zwölf Prozent weniger als im Vorjahresquartal, aber auf den ersten Blick ein ordentliches Ergebnis, sodass man sich fast schon fragen könnte, wozu die Deutsche Bank überhaupt eine neue Strategie braucht. Problemstellen sind die Kernkapitalquote von gerade einmal 3,4 Prozent und die für die immer strengeren Regulierer ebenso wichtige Verschuldungsquote, die nur knapp über der Mindestanforderung liegt. Die Bank muss einen Weg finden, ihre Bilanz zu schrumpfen, dafür soll vor allem die Trennung von der Bonner Tochter sorgen. Wenn die Beteiligung auf unter 50 Prozent sinkt, fließen deren Zahlen nicht mehr in die eigene Bilanz ein. Wohlgemerkt, es geht nicht darum, einen Verlustbringer loszuwerden, die Postbank ist profitabel, belastet aber vor allem durch ihr Baufinanzierungsgeschäft die Risikobewertung des Gesamtkonzerns. Das Zusammenwachsen durch gemeinsame Strukturen wird sofort gestoppt, inklusive des Projekts zur IT-Plattform "Magellan". Die Privatkundensparte muss auseinander gerupft werden. Für die Postbank und ihre Beschäftigten bietet die Unabhängigkeit durchaus eine Chance. Es ist die Aussicht, sich auf die eigenen Stärken konzentrieren zu können, ohne sich fortlaufend mit Frankfurt abstimmen und ohne ein hartes Sparprogramm absolvieren zu müssen. Der Streik bei der Postbank wurde schneller als erwartet beendet, die Tarifpartner einigten sich heute parallel dazu unter anderem auf einen Kündigungsschutz für die Beschäftigten bis Ende Juni 2017.