Newsbeitrag vom 26.07.2016

O₂ mit frischen Ideen ins Girokontogeschäft eingestiegen

Das Girokonto von O₂ ist da. Die dazugehörigen Apps für iOS und Android stehen in den Stores zum Download bereit und die O₂-Mutter Telefónica informierte gestern darüber auf ihrer Internetseite. Dass Telefónica an einem solchen Angebot arbeitet, war bekannt, doch die Details zu dem komplett über das Smartphone verwalteten Konto waren bis vor dem Launch noch unklar. Zu den Glanzpunkten des Angebots zählen die Belohnung mit Datenvolumen zum Surfen bei Anbindung an einen O₂-Mobilfunktarif, eine kostenlose Debit-Mastercard inklusive Funkchip zum kontaktlosen Zahlen, Einloggen per Fingerabdruck oder Passwort, Push-Benachrichtigungen über Kontobewegungen, die Möglichkeit Geld an eine Handynummer oder eine E-Mail-Adresse seiner Kontakte zu senden. Die monatliche Kontoführungsgebühr in Höhe von 99 Cent entfällt in den ersten drei Monaten generell, dann unter Nutzung als Gehaltskonto oder Kartenumsatz von mindestens EUR 100,00 im Vormonat. Aber: Eine Bankkarte mit girocard- und/oder Maestro-Funktion fehlt völlig und Schecks einlösen ist nicht möglich. Als Mobilfunkanbieter spielt O₂ bei dem Girokontoangebot seinen Trumpf aus - wen freut es nicht, gratis mobil im Internet surfen zu können? Anhand des Kartenumsatzes im Vormonat wird ein Status zugeteilt: Bei weniger als EUR 100,00 Kartenumsatz - im Bronze-Status - erhält man 100 Megabytes (MB) Datenvolumen zusätzlich zu seinem O₂-Tarif und kann weltweit einmal im Monat kostenfrei Geld am Automaten abheben. Im Silber-Status ab EUR 100,00 bis unter EUR 500,00 Kartenumsatz sind es 300 MB und ein Freikontingent von drei Abhebungen im Monat. Dient das Konto als Gehaltskonto oder ab EUR 500,00 Kartenumsatz ist der Gold-Status erreicht, was im Folgemonat zu 500 MB und unbegrenzt kostenfreien Abhebungen führt. In der Startphase gibt es mehr Datenvolumen, und zwar einmalig 1.000 MB zur Begrüßung, einmalig 1.000 MB für den ersten Einkauf mit Karte, im Silber-Status befristet bis Jahresende im Monat 500 statt regulär 300 MB und 1.000 statt regulär 500 MB im Gold-Status. Nur volljährige Personen bekommen das Konto. Der Antrag läuft über die herunterzuladende Smartphone-App, die einzelnen Schritte sind ansprechend gestaltet, die Legitimation im Video-Telefonat schließt sich unmittelbar an (alternativ ist PostIdent möglich). Das Girokonto wird mit dem Partner Fidor Bank realisiert, da Telefónica wie bis vor Kurzem auch N26 (früher Number26) keine Banklizenz hat. Mobilfunkanbieter suchen nach neuen Einnahmequellen, nachdem Nachrichtendienste wie WhatsApp das früher lukrative Geschäft mit SMS-Kurznachrichten kaputtgemacht haben. Die Positionierung von Telefónica mit einem hochmodernen Girokonto für die Hosentasche ist stimmig und gut umgesetzt. Nach der Übernahme des Konkurrenten E-Plus vor zwei Jahren verfügt Telefónica über eine große Kundenbasis in Deutschland, kommt mit den verschiedenen Marken auf insgesamt über 43 Millionen ausgegebene SIM-Karten. Es lässt sich übrigens auch ein Dispokredit beantragen oder den von Fidor Bank bekannten Geldnotruf-Button drücken, um EUR 100,00 bzw. EUR 200,00 kurzzeitig zu leihen. Ein heikler Punkt ist, dass mit den Bankgeschäften und der Handynutzung sehr viele Daten bei ein und demselben Anbieter zusammenkommen. Den Bedenken versucht O₂ entgegenzuwirken, die vollständigen Daten aller Banking-Transaktionen lägen bei der Fidor Bank, das ist die Kernaussage. In der Datenschutzerklärung der Fidor Bank steht aber auch unmissverständlich, dass mit der Nutzung des Angebots unter anderem der Übermittlung von Transaktionsdaten an Telefónica eingewilligt wird. Transaktionsdaten sind demnach insbesondere IP-Adresse, Transaktionsart, Höhe der Transaktion und verwendetes Zahlmittel.

Das Girokontoangebot von O₂ ist nicht auf die eigenen Telefonkunden beschränkt, den Bonus mit dem Datenvolumen kann man jedoch nur mit O₂-Mobilfunktarif erhalten. Ohne den dürfte für die meisten das von der Fidor Bank selbst angebotene Girokonto interessanter sein. Das unterscheidet sich darin, dass es auch über den Webbrowser verwaltet werden kann, bedingungslos kostenlos geführt wird und die ausgegebene Karte sich sowohl im Zahlungsnetz von Mastercard als auch von Maestro verwenden lässt. Ein Gehaltseingang ab EUR 1.000 belohnt die Fidor Bank im Folgemonat mit einer Geldgutschrift von EUR 1,00. Außerdem sind Zusatzfunktionen von Fremdanbietern integriert. Allerdings hat die Fidor Bank nur eine App zur Information über Kontobewegungen, keine richtige Banking-App, die wird nach der Entwicklung für O₂ aber nicht mehr lange auf sich warten lassen.