Newsbeitrag vom 10.12.2016

comdirect schluckt OnVista

Die comdirect kauft die OnVista AG zu, die in zwei getrennten Gesellschaften zum einen ein Portal mit Finanz- und Wirtschaftsinformationen für Trader betreibt und zum anderen einen damit eng verzahnten direkten Konkurrenten von comdirect. Es ist die OnVista Bank, ein Online-Broker, die im Zentrum des Kaufinteresses steht. Der Vertrag sei am Freitag unterzeichnet worden, teilte comdirect mit. Verkäufer ist die französische Direktbank Boursorama S. A., eine Tochtergesellschaft der Großbank Société Générale. Die Übernahme steht unter dem üblichen Vorbehalt der Genehmigung durch die Aufsichtsbehörden und soll voraussichtlich im ersten Kalenderhalbjahr 2017 über die Bühne gehen. Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden. Es ist eine weitere Konsolidierung im umkämpften Geschäft mit den Orderprovisionen, zuletzt gingen DAB Bank und Consorsbank zusammen. Die notwendigen Skaleneffekte für Boursorama waren in Deutschland niedrig, weshalb jetzt wohl der Schlussstrich gezogen wurde. Ende der neunziger Jahre fing es damals noch als Fimatex und mit Rennfahrer Ralf Schuhmacher als Werbeträger fulminant an, fokussiert auf die aktivsten Trader. 2007 folgte die Übernahme des etablierten Finanzportals OnVista.de für rekordverdächtige 120 Millionen Euro und daraufhin die Umfirmierung und die Verknüpfung von Informationsangebot und Transaktionsmöglichkeit. Das sollte auf Kundenseite für Annehmlichkeiten sorgen, insbesondere kann der Kunde, die Ordermaske der Bank aufrufen, wenn er sich auf OnVista.de über Kurse oder ein bestimmtes Finanzprodukt informiert, ohne die Seite wechseln zu müssen. Die Erwartung dabei: möglichst viele User des Portals zu Bankkunden zu machen. Die Konversionsrate dürfte jedoch nicht allzu hoch gewesen sein. Um die OnVista Bank wurde es in den letzten Jahren ruhiger, sie ist sehr viel kleiner als comdirect, hat rund 90.000 Kunden, comdirect mehr als zwei Millionen Kunden. comdirect verspricht sich Wachstumspotenzial, will über das Finanzportal Produkte vermarkten und Neukunden gewinnen. Das entspräche der bisherigen mäßig erfolgreichen Strategie bei OnVista. An der eigenständigen Marke von OnVista Bank soll sich zumindest vorerst nichts ändern. Es ist aber kaum vorstellbar, dass sich comdirect bzw. die hinter ihr stehende Commerzbank auf Dauer für das Brokerage eine deutlich preisgünstigere Zweitmarke mit eigenen Prozessen leisten wird. Wahrscheinlicher ist, dass den Depotkunden wie den ehemaligen Kunden der DAB Bank in einigen Monaten eine Integration bevorsteht.