Newsbeitrag vom 30.12.2017

HSH Nordbank legt von der Norm abweichendes Tagesgeld mit 0,80% nach

Mit der HSH Nordbank hat eine Landesbank gestern Nachmittag die erste Position bei den Tagesgeldangeboten aus Deutschland übernommen. Ihre Zinskondition lautet auf 0,80% bei lediglich einem Euro Mindesteinlage. Mitte November startete sie über die Zinspilot-Plattform zunächst mit vier kurzen Festgeldlaufzeiten, wir berichteten. Auch das jetzt hinzugekommene Angebot läuft darüber. Und wie bei allen sogenannten Flexgeld24-Konten bei Zinspilot bestehen die Besonderheiten, dass die Zinsen zweimal im Monat gutgeschrieben werden und die Ein- und Auszahlungen eingeschränkt sind. Die Aufträge, einen Anlagebetrag ein- oder auszuzahlen, werden nämlich nur zu den im Zinspilot-Account veröffentlichten Terminen ausgeführt. In der Regel sind dies der 1. und der 15. eines Monats, bzw. wenn dies kein Bankarbeitstag ist, der darauf folgende Bankarbeitstag. Für Flexgeld24-Konten gibt es keinen Willkommens-Bonus von Zinspilot, nur für Festgeldanlagen. Auch handelt es sich beim Zins von 0,80% um keinen Sonderzins, der für einige Monate garantiert wird. Vielmehr ist mit einer schnellen Anpassung nach unten zu rechnen, wenn die bevorstehenden Wochen überstanden sind. Der Verkauf der HSH, die nur wegen milliardenhoher Beihilfen noch lebt, muss nämlich gemäß einer Forderung der EU-Kommission bis 28.2.18 besiegelt sein. Scheitert die Privatisierung, wonach es nicht aussieht, muss die HSH wie einst die WestLB möglichst geordnet abgewickelt werden. Laut Medienberichten, die sich auf eine mit den Verhandlungen vertraute Person berufen, sollen die verbliebenen Bieter ihre finalen Offerten bis zum 5.1.18 vorlegen und die Eigentümer Hamburg und Schleswig-Holstein wollen daraufhin bis Mitte Januar eine Entscheidung treffen. Die Bieter sind allesamt auf Krisenfälle spezialisierte Finanzinvestoren, namentlich Apollo, Socrates Capital und ein Konsortium aus Cerberus und J. C. Flowers. Laut "Spiegel" habe Socrates Capital bislang mit mehr als 200 Millionen Euro das höchste Gebot abgegeben. Für die Länder ist der Kaufpreis aber nicht allein ausschlaggebend, sondern auch für welche Summen sie tatsächlich bürgen müssen, wie sicher die Transaktion ist und ob der Käufer ein tragfähiges Geschäftsmodell für die HSH hat. Auch die EU-Kommission wird vor einer Genehmigung die Pläne für das Geschäftsmodell genau abklopfen und strenge Maßstäbe an die Eigenkapitalausstattung anlegen. Die 200 Millionen sind weit weniger als von einem kürzlich erstellten Gutachten bemessen, sicherlich auch wegen der schwachen Verhandlungsposition der Länder wegen der Frist. Positiv ist aber, dass dieser Kaufpreis, über den jetzt spekuliert wird, wohl für die gesamte Bank gelten soll, also die Kernbank und die Abbaubank im Paket. In unsere Vergleiche haben wir die HSH schon im November aufgenommen, weil eine deutsche Einlagensicherung bis EUR 100.000 je Privatperson die Sicherheit für die Zinsanleger gibt. Stiftung Warentest führt die HSH in der Finanztest-Ausgabe 1/18 ebenfalls unter den besten Festgeldangeboten auf, wandte kein Ausschlusskriterium an. Wichtig ist jedoch: Wer bei der HSH auf Einlagekonten anlegt, sollte sich der speziellen Situation der Bank bewusst sein und mit dieser Unsicherheit umgehen können.