Newsbeitrag vom 01.03.2018

HSH Nordbank wird privatisiert

Hamburg und Schleswig-Holstein verkaufen die gemeinsame Landesbank, die HSH Nordbank, an eine Gruppe von mehreren angelsächsischen Finanzinvestoren. Auf einer Pressekonferenz in Kiel am Mittwoch, dem letzten Tag der Verkaufsfrist, informierten Olaf Scholz und Daniel Günther, die Ministerpräsidenten der beiden Bundesländer, dass der Verkaufsvertrag unterzeichnet ist. Die Abwicklung wurde vermieden. Verkaufen oder abwickeln lautete die Auflage aus Brüssel. Die Käufer sind Cerberus, J. C. Flowers und mit kleineren Anteilen Golden Tree, Centaurus Capital und die Bawag. Die Bawag ist eine österreichische Bank, die Cerberus und Golden Tree zuzurechnen ist. Sie zahlen zusammen fast eine Milliarde Euro für 94,9 Prozent der Anteile. Die restlichen 5,1 Prozent gehörten schon zuvor zu J. C. Flowers.

Die Nachricht ist unter anderem für die Anleger relevant, die über die Zinspilot-Plattform angelegt haben. Die HSH Nordbank macht dort seit Ende November hohe Zinsangebote. Für die Anleger stellt sich wegen der ungewissen Zukunft der Bank die Frage, ob man die Tagesgeld- bzw. Festgeldanlage wagen kann. Der eingeleitete Verkauf bedeutet: Es wird mit der Bank weitergehen. Sie muss einen neuen Namen bekommen und mit ausschließlich privaten Eigentümern kann sie kein Mitglied im Einlagensicherungssystem des Sparkassenverbands bleiben. Bei einem Ausscheiden wird es aber eine Übergangsfrist geben und in Bezug auf die Grundabsicherung bis EUR 100.000 je Einleger ist davon auszugehen, dass sich nahtlos eine Zugehörigkeit zu einem anderen gesetzlichen Einlagensicherungssystem anschließt.

Der Eigentümerwechsel wird voraussichtlich erst in einigen Monaten wirksam. Die beiden Landesparlamente, die BaFin und die EU-Kommission müssen noch zustimmen. Die Länder haften weiterhin mit den Garantien für Verluste aus Altgeschäften der HSH Nordbank. Der Kaufpreis könnte sich reduzieren, falls die Bank diese nicht voll in Anspruch nimmt. Und sollten sie vorzeitig beendet werden, bekommen die Länder einen Ausgleich für entgangene Garantie-Gebühren. Die Bundesländer hatten die HSH Nordbank zwei Mal mit staatlichen Mitteln vor der Insolvenz gerettet, daraus stammt die übernommene Garantie über zehn Milliarden Euro. Die Geschichte der HSH Nordbank ist von zahlreichen politischen und wirtschaftlichen Fehleinschätzungen geprägt. Für die beiden Länderhaushalte werden die Verluste abzüglich des Verkaufserlöses je nach Quelle zumeist auf desaströse elf bis vierzehn Milliarden Euro geschätzt.