Newsbeitrag vom 06.04.2010

Finanzaufsicht prüft Kapitalisierungsprodukte der Versicherer

Die Finanzaufsicht BaFin misstraut den neuartigen Anlageprodukten der deutschen Lebensversicherer. In einem Schreiben an die Gesellschaften verlangt die Behörde erstmals detaillierte Daten über die sogenannten Kapitalisierungsgeschäfte, berichtet die Financial Times Deutschland. Die Lebensversicherer bieten zunehmend kurzfristige Anlageverträge an, um das Geld ihrer Kunden aus ausgezahlten Policen nicht an die Konkurrenz aus Banken und Fondsgesellschaften zu verlieren. Sie räumen eine ansehnliche Verzinsung und gleichzeitig flexible Kündigungsoptionen ein. Kritiker bemängeln, dass dies die künftige Überschussbeteiligung der Stammkunden mindert. Denn die hohen Zinsen, die derzeit angeboten werden, könnten nur über den Rückgriff auf Reserven ermöglicht werden. Sollte diese Befürchtung zutreffen, würde das Versichertenkollektiv mit langfristigen Verträgen - beispielsweise für die Altersvorsorge - die Zeche zahlen. Das Prämienaufkommen aus dem klassischen Geschäft mit monatlichen Beiträgen brach 2009 ein, es wurde über die Einmalbeiträge aber mehr als kompensiert. Die BaFin fordert nun bis 19.4.10 Einzelheiten, insbesondere über den Anteil der Kapitalisierungsgeschäfte an den gesamten Prämieneinnahmen, die entsprechenden Kapitalanlagen, die erwarteten Kündigungsquoten sowie die Risiken. In Finanzkreisen sieht man dies als klare Warnung. Die Versicherer dürften es mit dem Einmalgeschäft nicht übertreiben und müssten sicherstellen, dass keine Subventionierung stattfindet. Viele Versicherer beteuern, dass sie entweder keine Quersubventionierung betreiben oder die Kurzfristanlagen nur bestehenden Kunden anbieten.