Newsbeitrag vom 24.12.2012

BaFin schließt FXdirekt

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat am Freitag ein Moratorium über das Wertpapierhandelsunternehmen FXdirekt Bank AG verhängt. Die BaFin schloss es für den Verkehr mit der Kundschaft. Ziel ist es, die verbliebenen Vermögenswerte zu sichern. Das Unternehmen mit Sitz in Oberhausen ist laut BaFin zahlungsunfähig. Es sei ihm nicht gelungen, dem Rückgang der Handelsaktivitäten seiner Kunden und den Veränderungen des Marktumfelds zu begegnen. Seit Sommer seien erhebliche Verluste erwirtschaftet worden. Das Unternehmen hatte zuletzt nach eigenen Angaben rund 3.200 aktive Kunden im In- und Ausland, vorrangig kurzfristig orientierte Anleger, die über die angebotene Handelsplattform komplexe und riskante Geschäfte abwickelten. FXdirekt war Market Maker, stellte als solcher im außerbörslichen Handel An- und Verkaufskurse für die eigenen Produkte - abseits der regulierten Börsen. Am häufigsten wetteten die Kunden auf steigende und fallende Kurse von Währungen, aber auch auf Preisänderungen von Aktien, Indizes oder Rohstoffen. Die Wetten waren gehebelt. Bei Hebelprodukten ist mit kleinem Einsatz ein Vielfaches an Gewinn möglich, aber auch der Totalverlust. In der Insolvenz des Anbieters sind die Kontoinhaber teilweise geschützt: FXdirekt ist kein Einlagenkreditinstitut, FXdirekt gehört der Entschädigungseinrichtung für Wertpapierhandelsunternehmen an. Wenn die BaFin den Entschädigungsfall feststellt, bekommen die Kunden 90 Prozent ihrer Forderungen aus Wertpapiergeschäften im Gegenwert von maximal EUR 20.000 erstattet. Ein Anspruch auf Entschädigung besteht nicht, wenn Gelder nicht auf Euro oder auf die Währung eines EU-Mitgliedstaates lauten.

In den vergangenen Wochen hatte die WirtschaftsWoche wiederholt über zweifelhafte Geschäftspraktiken bei der unter die Aufsicht der BaFin fallende FXdirekt berichtet. Diese waren offenbar darauf angelegt, die Kunden um ihr Geld zu erleichtern. Die Mitarbeiter, die offiziell nicht beraten dürfen, sollen Kunden durch häufige Anrufe massiv zu Aktivität gedrängt haben oder versucht haben, sie gezielt in bestimmte kostenintensive Produkte zu lenken. Die Arbeit von Telefonverkäufern und dem Eigenhandel der Bank sei aufeinander abgestimmt, so die Vorwürfe. Die Telefonverkäufer sollen teilweise, während der Kunde in der Leitung war, die Händler per Chat oder E-Mail über unmittelbar bevorstehende Orderplatzierungen ihrer Kunden informiert haben. Die Kurse seien dann zu deren Ungunsten verändert worden. Auch seien Brokerwahlen, die für die Neukundengewinnung wichtig sind, manipuliert worden, indem Mitarbeiter für Geld viele Stimmen organisiert haben sollen.