Newsbeitrag vom 25.06.2021

WeltSparen und Zinspilot ab sofort im Verbund

Großfusion unter den deutschen Fintechs, die Betreiber der beiden Zinsportale schließen sich zusammen: Raisin, hierzulande mit der Marke WeltSparen bekannt, und der langjährige Erzrivale Deposit Solutions, mit der Marke Zinspilot bekannt, gaben ihren erfolgten Zusammenschluss preis. Ihr Vorhaben haben die beiden Firmenchefs über Monate hinweg geheim gehalten. Mit dem heutigen Tag ist es zum Abschluss gebracht, der neue Firmenname "Raisin DS GmbH", in den kommenden Tagen soll er ins Handelsregister eingetragen werden.

Die finanziellen Details wurden nicht kommuniziert, offenbar fließt kein Geld, sondern die Eigentümer, namhafte internationale Investoren und Wagniskapitalgeber, erhalten ihren entsprechenden Anteil am Gemeinschaftsunternehmen. In der Pressemitteilung heißt es, es sei eine Fusion auf Augenhöhe. Die Namensgebung, bei der von Deposit Solution lediglich noch die Initialen übrig sind, deutet jedoch darauf hin, dass Raisin stärker gewichtet ist. Ein weiteres Indiz hierfür: Deposit-Solutions-Gründer Sievers wird zwar zunächst mit Raisin-Gründer Georgadze gemeinsam das Unternehmen führen, zum Jahresende wird er sich aber aus der operativen Führung zurückziehen.

Beide Unternehmen vermitteln Sparern online Zinsanlagen, insbesondere bei Banken aus anderen EU-Ländern, die meist höhere Zinsen als die inländischen Institute bieten. Dazu bestehen Kooperationen mit etlichen Anlagebanken, jeweils eine Partnerschaft mit einer deutschen Bank zur Führung des zentralen Anlagekontos und etliche B2B-Einbindungen. Anfangs gab es mit Savedo noch einen dritten Player, er wurde von Deposit Solutions übernommen und schrittweise zugunsten der Marke Zinspilot vom Markt genommen. Übrig blieb ein Duopol. Auch die Konkurrenzsituation zwischen WeltSparen und Zinspilot entfällt nun, sie müssen künftig nicht mehr gegeneinander um Anlagebanken, B2B-Einbindungen oder die direkten Endkunden buhlen.

Vereint soll es darum gehen, die Marktdurchdringung auf dem europäischen Einlagenmarkt zu erhöhen und vor allem die Expansion auf den US-amerikanischen Einlagenmarkt schneller umsetzen zu können, wo beide noch separat voneinander mittlerweile die Infrastruktur aufgebaut haben und startklar sind. Auch das B2B-Geschäft über andere Finanzinstitute soll natürlich ausgebaut werden. So haben viele Banken und Sparkassen schon mit einer der beiden Plattformen auf Whitelabel-Basis um externe Zinsangebote erweitert, gerade wenn sie selbst kaum noch Einlagen hereinnehmen möchten. Selbst Check24 nutzt bei seinem Angebot die Technik von Deposit Solutions. Während WeltSparen mehr Direktkunden hat, ist Zinspilot ein wenig besser im B2B-Geschäft positioniert. In der Pressemitteilung ist die jeweilige Führung im Segment stärker herausgestellt als sie eigentlich ist, sodass ein Aufteilen der Marken nach B2C und B2B denkbar erscheint. Jedenfalls wird im direkten Endkundengeschäft der Fokus wohl eher auf WeltSparen bzw. international auf Raisin liegen. Raisin besitzt durch Zukauf eine eigene Bank, mit der sie in der Wertschöpfungskette das Führen der zentralen Kundenkonten an sich zogen. Zinspilot arbeitet hier mit der Sutor Bank zusammen. Zunächst soll sich bei der Nutzung der Dienste nichts ändern, der Kunde werde von einer noch größeren Auswahl an Zinsangeboten profitieren. Falls es mit der Marke Zinspilot mittelfristig so laufen sollte wie mit Savedo, und Raisin DS sinnvollerweise mehr und mehr auf die Raisin Bank setzen wird, kommt es auch darauf an, bei einem Zusammenführen nicht die Kunden zu verprellen. Denn viele, die bei Zinspilot sind, haben sich für das Zinsportal entschieden, weil das Handling mit der Besteuerung der ausländischen Zinserträge dort wesentlich einfacher ist als bei WeltSparen. In den meisten Fällen müssen die Anleger hier nämlich nicht mehr nachträglich über die Einkommensteuererklärung ihre Zinserträge versteuern. Die Anlagebanken, egal ob inländisch oder ausländisch, zahlen diese Zinserträge ohne Abzug (mit Ausnahme des Abzugs bei nicht reduzierter oder nicht vermeidbarer ausländischer Quellensteuer) an die Sutor Bank, diese führt daraufhin die deutsche Kapitalertragsteuer, den Solidaritätszuschlag und gegebenenfalls die Kirchensteuer (sofern die Religionszugehörigkeit der Bank bekannt ist) ab. Auch ein Freistellungsauftrag oder eine Nichtveranlagungsbescheinigung kann auf diese Weise berücksichtigt werden.

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