Ratenkredit: Bonitätsabhängige Zinsangebote haben wenig Aussagekraft

Aufpassen sollten Verbraucher, wenn bei niedrigem Kreditzins einer Bank hinter dem Zins ein Stern auftaucht und in der Fußnote darauf hingewiesen wird, dass dieser "bonitätsabhängig" ist. Erst nach Eingabe aller persönlichen Daten ist dann zu erfahren, welcher Zinssatz tatsächlich gilt. Der Gesetzgeber strebte an, solche Lockvogelangebote zu unterbinden, mehr Transparenz wurde jedoch nicht erreicht.

Die damalige norisbank AG, jetzt TeamBank AG, war einer der ersten Anbieter von Ratenkrediten, der Kreditzinsen bonitätsabhängig vergab. Mittlerweile sind zahlreiche Geldinstitute dazu übergegangen. In Abhängigkeit der gemachten Angaben, eingereichten Unterlagen, der Bonität (zum Beispiel Beruf, Einkommen, Alter, Familienstand, finanzielle Verpflichtungen) und Auskunft der Schufa liegt das Angebot beim easyCredit der TeamBank AG zwischen effektiv 5,90% p. a. und 9,50% p. a. Die Bank wirbt natürlich mit den günstigen 5,90% p. a. Eine realistische Chance auf diese Kondition haben jedoch nur wenige. Selbst Arbeitnehmer mit überdurchschnittlichem Einkommen sollten sich nicht darauf verlassen, die günstigste Kondition zu bekommen.

Über die EU-Verbraucherkreditrichtlinie führte der Gesetzgeber die Zwei-Drittel-Regelung ein: Der Kunde soll erwarten dürfen, dass das Kreditinstitut in mindestens zwei Dritteln der aufgrund der Werbung zustande kommenden Verträge zum angegebenen oder einem niedrigeren Effektivzins abschließen wird. Die Angabe findet sich jetzt klein gedruckt in der Nähe von beworbenen Zinssätzen. Im Idealfall erfährt der Interessent hier, welchen Zinssatz er realistischerweise zu erwarten hat. Dies ist allerdings nur der Fall, wenn das vom Kreditgeber gewählte Beispiel auch beispielhaft in Kredithöhe und -laufzeit ist: Plant der Interessent einen Kredit über EUR 20.000 bei einer Laufzeit von 60 Monaten aufzunehmen, hilft ein Kreditbeispiel über EUR 4.000 bei 18 Monaten Laufzeit kaum weiter. Die meisten Anbieter nennen nur ein einziges repräsentatives Beispiel. Besser wäre eine Lösung wie von der Postbank, die den Zwei-Drittel-Zins in ihrem Kreditrechner und somit für alle möglichen Laufzeiten und Kreditbeträge aufführt. Hinzugekommen sind bei einigen Anbietern vermeintliche Festzinsangebote für spezielle Laufzeiten und Kreditbeträge. Hier liest man, dass der Zins nur gelte, wenn die Bonität dazu ausreiche. Befindet die Bank die Bonität für nicht ausreichend, greift das Standardangebot. Da die Verbraucherkreditrichtlinie so unterschiedlich ausgelegt werden kann, herrscht weiterhin Undurchsichtigkeit.

Banken differenzieren immer mehr ihre Angebote für unterschiedliche Kundengruppen. Bonitätsabhängige Zinsen zeigen in diese Richtung. Vorteilhaft für die Bank ist hierbei die optimierte Risikostruktur bei der Kreditvergabe. Bei Kunden mit höherem Ausfallrisiko liegt die Gewinnmarge teilweise so hoch, dass die Bank auch beim erhöhten Risiko gute Erträge erzielt. Einige vergeben Kredite, wenngleich sich Kunden diese eigentlich nicht mehr leisten können. Die Banken preisen die Kreditausfälle nicht nur in die individuellen Zinssätze ein, sondern sichern sie auch ab. Über die Vermittlung von Restschuldversicherungen werden hohe Provisionen erzielt, bei einer Rundum-Kreditversicherung macht diese nach Branchenkennern im Schnitt die Hälfte des Versicherungsbeitrags aus. Streng genommen vergeben auch alle anderen Banken ihre Kredite bonitätsabhängig. Doch hier verfährt man nach dem Prinzip: Wer eine ausreichende Sicherheit bieten kann, bekommt Kredit, und wer zu wenig verdient oder verschuldet ist, bekommt keinen Kredit. Einen Unterschied in der Zinshöhe gibt es aber nicht.

Für den Verbraucher sind bonitätsabhängige Zinsen nicht transparent, da die Bewertungsgrundlagen der Banken i. d. R. nicht veröffentlicht werden. Zudem erschweren sie den Anbieter-Vergleich. Interessenten, die ein günstiges Angebot suchen, kommen nicht umhin, sich bei mehreren Banken ein individuelles Angebot erstellen zu lassen. Die Chance dieses online zu erhalten ist erfahrungsgemäß größer als in einer Bankfiliale.

Im Ratenkredit-Vergleich von modern-banking.de werden die bonitätsabhängigen Zinsangebote in das Vergleichsergebnis einbezogen, weil dies auf die überwiegende Zahl der Angebote zutrifft. Wir kennzeichnen jeweils deutlich, wenn es sich um bonitätsabhängige Zinsen handelt, geben die Zinsspanne und das repräsentative Beispiel an. Über die Auswahlmöglichkeiten lässt sich auch einstellen, dass nur solche Angebote angezeigt werden sollen, bei denen die Zinssätze für alle gleich sind.