Newsbeitrag vom 29.09.2008

Finanzkrise trifft Europa, Regierungen stützen den Markt

Die Finanzkrise ändert die Bankenlandschaft im rasanten Tempo, in den letzten 48 Stunden sahen sich mehrere Regierungen Europas gezwungen in den Markt einzugreifen. Der belgisch-niederländische Finanzkonzern Fortis, der durch die Finanzkrise in den letzten drei Quartalen 2,9 Milliarden Euro abschreiben musste, findet Schutz durch die Beneluxländer. Belgien kauft für 4,7 Milliarden Euro 49 Prozent der Anteile an den belgischen Filialen, die Niederlande zahlen 4,0 Milliarden für 49 Prozent der Fortis Holding Niederlande und Luxemburg übernimmt für 2,5 Milliarden Euro 49 Prozent der Fortis Bank Luxemburg. In Deutschland geben der Bund und ein Bankkonsortium dem im Dax gelisteten Immobilienfinanzier Hypo Real Estate, der überraschend einen hohen Liquiditätsmangel vermeldete, eine Kreditzusage in Höhe von 35 Milliarden Euro. Die britische Regierung verstaatlichte die Reste der Hypothekenbank Bradford & Bingley, Filialen und Spareinlagen des Unternehmens wurden an die spanische Großbank Santander verkauft. Bei Bradford & Bingley summieren sich die notleidenden Kredite auf umgerechnet 63 Milliarden Euro. Island wird sich für 600 Millionen Euro zu 75 Prozent an Glitnir beteiligen, um die drittgrößte Bank Islands vor Zahlungsunfähigkeit zu bewahren.

In den USA erwirbt Citigroup mit Unterstützung des US-Einlagensicherungsfonds (FDIC) die 120.000 Mitarbeiter zählende Wachovia. So werde die Citigroup nach Zeitungsberichten bis zu 42 Milliarden Dollar an möglichen Verlusten aus einem riskanten Wachovia-Kreditbestand von 312 Milliarden Dollar schultern. Darüber hinausgehende Ausfälle trage der FDIC, dafür erhalte die Behörde Citigroup-Vorzugsaktien im Volumen von zwölf Milliarden Dollar.

Der Rahmen des Rettungspaketes für die angeschlagene Bankenlandschaft der USA ist gesteckt. Gestern fand man in Washington offenbar einen Kompromiss, dessen Details in den nächsten Stunden und Tagen aber noch festgezurrt werden müssen. Im ersten Schritt sollen 250 Milliarden Dollar zur Verfügung gestellt werden. Bevor die zweite Investition von 100 Milliarden Dollar erfolgt, muss Finanzminister Henry Paulson die Fortschritte und Ergebnisse der Finanzspritze vor dem Kongress erläutern. Bei den restlichen 300 Milliarden Dollar kann der Kongress ein Veto einlegen. Im Gegenzug für den Einsatz der Staatsgelder bei Privatfirmen erhält der Staat von den Unternehmen Aktienbeteiligungen oder Eigentumsanteile. Außerdem soll er Einfluss auf die Managergehälter nehmen können und im Konkursfall eine Vorzugsbehandlung erhalten.