Newsbeitrag vom 01.02.2012

EU-Kommission stoppt Börsenfusion

Der geplante Zusammenschluss der Deutschen Börse und der NYSE Euronext wurde heute untersagt. Eine Fusion hätte nach Auffassung der EU-Kommission ein Monopol bei Derivaten geschaffen und so der europäischen Wirtschaft geschadet. Die Entscheidung zeichnete sich im Vorfeld ab. Derivate sind vereinfacht gesagt Finanzwetten, der Handel mit ihnen gilt als lukrativ. Mit den Töchtern Eurex in Eschborn und Liffe in London würde der neue Konzern den börslichen Derivatehandel in Europa dominieren, käme auf mehr als 90 Prozent Marktanteil. Zwar hatten sich die Fusionspartner zu Zugeständnissen bereit erklärt, doch die reichten offensichtlich nicht aus. Beide kritisierten die Entscheidung als falsch, da sie auf einem fundamental verschiedenen Verständnis des Marktes basiere. Nach Meinung der Börsen hätte berücksichtigt werden müssen, dass nur 10 bis 15 Prozent der Derivate derzeit über Börsenplätze gehandelt werden, der Rest außerbörslich. Die Kommission ließ das Argument nicht gelten, es seien zwei getrennte Märkte. Wettbewerbskommissar Almunia erklärte, an der Börse gehandelte Derivate seien sehr liquide und vollständig standardisierte Produkte, die in vergleichsweise kleinen Größen gehandelt werden. Die außerbörslich gehandelten Derivate beträfen dagegen typischerweise viel größere Transaktionen und seien normalerweise speziell auf die Bedürfnisse des Kunden zugeschnitten. Gegen das Nein kann Klage vor dem Europäischen Gerichtshof eingereicht werden. Die Äußerungen der beiden Börsenvorstände zeigten aber nicht in diese Richtung. Beide nannten die Entscheidung als verkraftbar und sehen sich auch ohne Partner stark genug. Auch die hessische Börsenaufsicht hatte Bedenken der Fusion zuzustimmen, fürchtete sie könnte zu einem schleichenden Bedeutungsverlust für den Finanzplatz Frankfurt führen.