Newsbeitrag vom 21.05.2012

Datenprofile durch girogo denkbar

Die Deutsche Kreditwirtschaft testet derzeit in einem Feldversuch unter der Bezeichnung "girogo" eine NFC-Technik. NFC steht für "Near Field Communication". Kleinere Summen können hierbei kontaktlos aus zuvor aufgeladenem Guthaben bezahlt werden. Mehr als 1,3 Millionen Kunden im Großraum Hannover, Braunschweig, Wolfsburg wurden mit entsprechenden Bankkarten ausgestattet. Vor einem theoretischen Datenschutzproblem warnte jetzt Peter Leppelt, Chef von Praemandatum, im Gespräch mit "Spiegel Online". Seine Firma berät zu Datenschutzthemen. Das Problem: Den girogo-Chipkarten ist jeweils eine eindeutige Kennung zugeordnet, die sich einfach auslesen lässt, nicht nur beim Bezahlen. Von dieser Kennung lässt sich nicht direkt auf den Kartennutzer schließen, sie kann ihn aber wiedererkennbar machen und so als eine Art Internet-Cookie in der Offline-Einkaufswelt missbraucht werden. Die Chips können nur aus sehr kurzer Entfernung ausgelesen werden. Durch eine leistungsstarke Antenne wären gemäß Leppelt aber zehn Zentimeter und mehr zu überbrücken. So könnte ein Händler mit versteckten Lesegeräten beispielsweise an der Eingangstür die Karten registrieren, die von ihren Besitzern im Portemonnaie in den Laden getragen werden. Kundenströme ließen sich analysieren, das individuelle Kundenverhalten protokollieren und gegebenenfalls mit persönlichen Daten verknüpfen. Es könnte eine Datensammlung ähnlich der bei Rabattkarten entstehen. Das Verknüpfen wäre realisierbar, wenn jemand zusätzlich auch eine personalisierte Kundenkarte mit Funkchip dabei hat oder anders identifiziert werden kann. Leppelt wirft den deutschen Banken vor, aufgrund der vielen konkurrierenden Systeme voreilig gehandelt zu haben. Dass es auch anders geht, zeige der elektronische Reisepass. Dieser meldet jedes Mal, wenn er ausgelesen wird, eine andere Kennung. "Erst wenn eine autorisierte Verbindung aufgebaut wird, werden eindeutige Daten übertragen", sagte Leppelt.

Insbesondere die Sparkassen treiben girogo voran. Sie planen, ab August im gesamten Bundesgebiet jede auslaufende Bankkarte gegen eine mit Funkchip auszutauschen. Unabhängig davon, ob der Kunde die Funktion zum kontaktlosen Zahlen nutzt, wäre er dann dem beschriebenen Risiko ausgesetzt. Wer sich schützen möchte - auch vor unbemerkten Abbuchungen, kann eine Schutzhülle aus Aluminium für die Karte verwenden.