Newsbeitrag vom 03.07.2012

Bund verschmäht Geschäft mit Privatanlegern

Die Ausgabe neuer Serien von Bundesschatzbriefen und Finanzierungsschätzen des Bundes sowie der Vertrieb der Tagesanleihe werden ab 2013 eingestellt. Schuldbuchkonten bei der Finanzagentur des Bundes, die für die staatliche Schuldenverwaltung zuständig ist, werden dann ebenso nicht mehr angeboten, die gut 330.000 bestehenden Konten aber bis zur Fälligkeit der darin verwalteten Bundeswertpapiere fortgeführt. Darauf weist die Finanzagentur seit dem Nachmittag auf ihrer Internetseite hin. Zuvor ist der Teilaspekt in Bezug auf die Schuldbuchkonten durch einen Bericht des Handelsblatts in die Öffentlichkeit gelangt. Die Zeitung berief sich auf ein Schreiben, in dem das Bundesfinanzministerium die Mitglieder des Bundesfinanzierungsgremiums, einem Unterausschuss des Haushaltsausschusses, über die Veränderung informierte. Das Geschäft mit Privatanlegern habe zuletzt weniger als ein Prozent zur Refinanzierung des Staates beigetragen, sei aber vergleichsweise arbeitsintensiv und deshalb teuer. Die alternative Option, es auszubauen, um es profitabel zu gestalten, wurde durchgespielt, aber wegen wirtschaftlicher Risiken verworfen. Der Bund stützt sich in der Finanzierung damit in viel höherem Maße als zuvor auf institutionelle Investoren, weil er sein Angebot nun stärker auf diese Zielgruppe zuschneidet. Die verbleibenden börsennotierten Produkte - Bundesanleihen, Bundesobligationen und Bundesschatzanweisungen - können private Anleger künftig nur noch über Kreditinstitute erwerben, was in der Regel mit Gebühren bei Transaktion und Depotführung verbunden ist. Die Führung des Schuldbuchkontos bei der Finanzagentur war dagegen kostenlos. Und auch für die Transaktionen fielen keine Gebühren an, mit Ausnahme des Verkaufs börsennotierter Wertpapiere während der Laufzeit.

Die Finanzagentur übernahm 2006 die Aufgaben der Bundesschuldenverwaltung in Bad Homburg. 2008 kündigte sie an, größere Teile der deutschen Staatsschulden über Privatanleger finanzieren zu wollen und startete eine zunächst sehr erfolgreiche Offensive bei Produkten und Service. TV-Spots mit der Schildkröte Günther Schild sollten für die konservativen Anlagen begeistern. Die Banken protestierten damals, weil sie Wettbewerbsverzerrungen durch die Konkurrenz des Bundes fürchteten. Angesichts der niedrigen Zinsen im Euroraum ist mit Bundeswertpapieren seit vielen Monaten praktisch nichts mehr zu verdienen, Privatanleger konnte der Bund damit kaum noch locken. Bei institutionellen Investoren ist die Nachfrage nach deutschen Schuldtiteln dagegen derzeit riesig, sie werden als einer der wenigen verbliebenen sicheren Häfen angesehen.