Newsbeitrag vom 05.07.2012

EZB senkt Leitzins auf 0,75 Prozent

Die Europäische Zentralbank (EZB) flankiert die Beschlüsse des jüngsten EU-Gipfels mit einer Leitzinssenkung um einen viertel Prozentpunkt auf 0,75 Prozent. Seit Gründung der Währungsunion lag der Leitzins im Euroraum noch nie so tief, der Schritt ist dahingehend historisch. Er dürfte aufgrund des ohnehin schon niedrigen Zinsniveaus aber kaum positive Impulse für die lahmende Konjunktur geben. EZB-Chefvolkswirt Peter Praet hatte unmittelbar vor der einwöchigen Schweigepflicht vor der Notenbanksitzung indirekt auf die anstehende geldpolitische Lockerung vorbereitet, als er in einem Interview mit der Financial Times Deutschland betonte, "kein Dogma" verbiete einen Zinssatz von unter einem Prozent. Überraschender ist deshalb eher die zweite Entscheidung, die heute in Frankfurt getroffen wurde: Die Banken bekommen künftig überhaupt keine Zinsen mehr, wenn sie ihre Liquidität über Nacht bei der EZB parken, bisher waren es 0,25 Prozent. In den letzten Monaten hatten die Banken diese sogenannte Einlagefazilität verstärkt genutzt, um sich nicht den Marktrisiken auszusetzen. Das Parken ist nun mit höheren Zinseinbußen verbunden. Von dem billigen Zentralbank-Geld soll dadurch mehr in Kredite für Unternehmen und Verbraucher und in Staatsanleihen fließen. Die EZB selbst plant vorerst keine weiteren Anleihekäufe oder Geldspritzen mehr.