Newsbeitrag vom 07.12.2015

Vom Scheitern von ClickandBuy und Yapital

Während einige Bezahldienste boomen, nimmt die Telekom ihre Tochter ClickandBuy vom Netz und der Handelskonzern Otto das ambitionierte Projekt Yapital. Es gibt kaum einen Shop, wo nicht mit PayPal gezahlt werden kann, kleine Dienste haben da wenig Chancen. Das haben ClickandBuy und Yapital zu spüren bekommen. Auch nimmt die Konkurrenz beim Bezahlen im Internet gerade zu: Die deutschen Banken wagen nach langer Vorbereitung mit paydirekt dem US-Dienst eine Alternative entgegenzusetzen. Es gibt digitale Wallets. Und es gibt Lösungen wie MasterPass von Mastercard und Amazon Checkout, die einen schnelleren Kaufabschluss versprechen - mit nur einem Klick und ohne Eingabe von Adressdaten beim Online-Shop. Zudem wird Apple Pay wohl auch nach Deutschland kommen.

Die Ankündigungen, die über das Aus der beiden Zahldienste mit deutschen Eigentümern informierten, lagen nur wenige Tage auseinander: Ende November Yapital, nun ClickandBuy. ClickandBuy, 1999 in Köln gegründet und damit einer der ältesten Bezahldienste, meldete auf seiner Homepage, dass der Dienst eingestellt wird. Die Nutzerkonten werden demnach automatisch mit dem Monatswechsel von April auf Mai 2016 geschlossen und ClickandBuy wird dann bei den angeschlossenen Onlineshops nicht mehr verfügbar sein. Bestehende Guthaben müssen die Nutzer bis dahin verbrauchen oder per Überweisung auf ihr Bankkonto zurückholen. Für eine nicht näher genannte Übergangszeit lassen sich darüber hinaus noch Kontoinformationen online einsehen und verbliebene Guthaben über den Kundenservice auszahlen. 2006 wurde das operative Geschäft von ClickandBuy auf ein in London neu gegründetes Unternehmen übertragen, das 2010 von der Telekom übernommen wurde. Die Telekom führte ClickandBuy als eigenständige Tochter weiter, auf der Grundlage einer britischen Lizenz zur Ausgabe und Verwaltung von E-Geld. Offiziell nennt die Telekom, die zusammen mit O2 und Vodafone auch an mpass beteiligt ist, "strategische Überlegungen" als Grund für die Schließung. Über Nutzer und Zahlungsvolumen bei ClickandBuy schweigt man sich aus. Es konnte offenbar nicht die kritische Masse erreicht werden. Telekom-Chef Timotheus Höttges hatte im Mai dieses Jahres in der "Wirtschaftswoche" bereits eingestanden, dass die Übernahme rückblickend ein Fehler war. ClickandBuy ist vor allem für die Abwicklung von Kleinstbeträgen im Einsatz - insbesondere im Apple iTunes Store, bei bwin, RTL und zum Online-Kauf einzelner Zeitungsartikel.

Der Handelskonzern Otto verfolgte mit Yapital einen Ansatz über alle Kanäle hinweg. Millionen von Kunden sollten Yapital nutzen, sowohl um mit dem Smartphone bei lokalen Händlern als auch online zu zahlen, ebenso bei Erhalt von Rechnungen. Alles basiert auf einer App, die QR-Codes abfotografiert und daraufhin eine Zahlung per Kreditkarte oder Bankeinzug veranlasst. Als 2013 der Betrieb aufgenommen wurde, strotzte Yapital vor Selbstbewusstsein. REWE, Douglas und SportScheck waren die wichtigsten Akzeptanzstellen. Jedoch fallen die Margen durch die EU-Regulierung von Gebühren für Bank- und Kreditkartenzahlungen und die Gewohnheiten der Verbraucher ändern sich nach den Erfahrungen von Yapital viel langsamer als in vielen Studien prognostiziert. Yapital-Chef Marc Berg äußerte mit diesen Aspekten die Ansicht, dass eine Endkundengewinnung durch reines Marketing - ohne starken Partner mit einer breiten Kundenbasis - nicht rentabel zu betreiben ist. Kritiker geben der umständlichen Bedienung der App eine Mitschuld. Beim Gegenmodell, der NFC-Funk-Technik, kann bis zu einem Betrag von EUR 25,00 quasi im Vorbeigehen gezahlt werden, da kann Yapital nicht mithalten. Handy entsperren, die App starten, QR-Code abfotografieren und dann die Bestätigung abwarten – das dauert länger. Yapital wird per 31.1.16 weitgehend eingestellt, die bestehenden Konten auf Nutzer- und Händlerseite werden aufgelöst. Otto hatte zuvor vergeblich nach einem Käufer gesucht, schlug Einzelhändlern vor, sich zu einem Konsortium zusammenzutun, und den deutschen Banken, Yapital als Basis für ihre Bezahllösung zu übernehmen.