Newsbeitrag vom 31.07.2016

Französische Großbank schnappt sich die Fidor Bank

Die Fidor Bank, eine kleine innovative Bank aus München, wird Teil der französischen Bankengruppe BPCE. Das gaben beide Unternehmen am Donnerstag bekannt. Marktgerüchten zufolge soll ein Kaufpreis von mehr als 100 Millionen Euro vereinbart worden sein, offiziell wurden keine Angaben dazu gemacht. Die Übernahme steht unter dem üblichen Vorbehalt der Genehmigung durch die Aufsichtsbehörden, die BPCE geht davon aus, dass sie im vierten Quartal abgeschlossen sein wird. Die BPCE ist eine große genossenschaftliche Bankengruppe, vergleichbar mit den deutschen Volks- und Raiffeisenbanken, sie ist ein Zusammenschluss aus der Banque Populaire und 17 Banken der Caisses d'Epargne. Die BPCE kauft sich mit Fidor technischen Vorsprung, da der Aufbau von digitalen Prozessen und mobilem Banking als entscheidend für die Zukunftsfähigkeit einer Bank angesehen werden. Im Zuge der Übernahme geben mehrere Wagniskapitalgeber und Beteiligungsfirmen ihre Fidor-Anteile ab. Matthias Kröner bleibt aber Vorstandsvorsitzender und auch Teilhaber. Er hatte Fidor 2009 mitgegründet und ist die zentrale Person in der Kommunikation mit Kunden und Presse. Gemeinsam mit seinen Vorstandskollegen hat er sich verpflichtet, mindestens noch über die kommenden fünf Jahre das Unternehmen mitzugestalten. Die Fidor Bank hat 89.300 Kunden (Stand Dezember 2015) und eine aktive Community, die sich allgemein zu Finanzthemen und zur Entwicklung ihrer Bank austauscht. Fidor setzt wie N26 auf eine Plattform für Fremdprodukte und lässt die Kunden über teils unkonventionelle Kooperationen zum Beispiel mit Bitcoins oder Edelmetallen handeln. Vielversprechend ist zudem der kürzlich erfolgte Start von O₂-Banking, wofür sich Fidor mit dem Telefonriesen Telefónica zusammengetan hat. In einem Video-Interview, diese Form der Kommunikation wird bei Fidor häufig verwendet, unterstrich Kröner, es sei zugesichert, dass der Social-Banking-Ansatz und der besondere "Spirit" - alles was Fidor ausmache - zu hundert Prozent erhalten bleibe. Unter dem Dach der neuen Mutter will Fidor sein Konzept weiter nach Europa expandieren und Kredite im größeren Umfang als bislang vergeben. Nach Großbritannien expandierte Fidor 2015, durch die Insolvenz eines Kooperationspartners war das jedoch ein problembehafteter Schritt. Die Fidor Bank kann das mit der Übernahme verbundene finanzielle Polster gut gebrauchen, denn sie war im Wachstum ständig gehindert, es mangelte an Eigenkapital. Die Fidor Bank hat Tochtergesellschaften, insbesondere eine für die Technik, sie entwickelt die verwendete Banking-Plattform weiter und lizenziert sie auch an andere Banken und FinTechs. Parallel zur Übereinkunft bei der Übernahme wurde der Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2015 veröffentlicht. Das Ergebnis der Gruppe drehte wieder ins Minus - vor Steuern von plus 2,46 Millionen Euro im Vorjahr auf minus 1,35 Millionen Euro, zusätzlich der Verlustvortrag aus den Vorjahren. Im Fazit zum Jahresabschluss ging der Vorstand für 2016 von "einem deutlich erhöhten Fehlbetrag" aus. Vor diesem Hintergrund wurden zuletzt wiederholt Kapitalerhöhungen notwendig, und eine stärkere Trennung zwischen Bank und Technikunternehmen war in Planung, um die Anforderungen der Bankenaufsicht an die relevanten Kennzahlen einzuhalten.