Newsbeitrag vom 03.12.2016

VW-Finanzsparte steckt Dieselkrise weg - Rekordergebnis

Die Volkswagen Financial Services (VW FS) schafft dieses Jahr einen Rekord beim operativen Gewinn. Die Zweimilliardengrenze werde erstmals überschritten, kündigte Finanzvorstand Frank Fiedler am Freitag in Hannover vor Journalisten an, das sei schon jetzt sicher. Im Vorjahr waren es 1,92 Milliarden Euro. Der befürchtete Einbruch ist ausgeblieben. Die Finanztochter des Wolfsburger Autokonzerns hatte im vergangenen Jahr vorsorglich 570 Millionen Euro auf die Restwerte der Modellreihen mit manipulierter Software abgeschrieben, weil sie davon ausgehen musste, dass die Gebrauchtwagenpreise wegen des Abgasskandals in den Keller rutschen. Weltweit wird etwa jedes dritte Fahrzeug aus dem Volkswagen-Konzern über die VW FS per Finanzierungs- oder Leasingvertrag an die Kunden weitergereicht, von einem niedrigeren Wiederverkaufswert ist sie durch das Leasing direkt betroffen. Doch das Neugeschäft der VW FS wächst ordentlich, auch dank einer Erholung der PKW-Nachfrage in Südeuropa und zusätzlichen Erträgen mit Versicherungen und anderen Dienstleistungsverträgen. Bei den Restwerten hat sich herausgestellt, dass die Abschreibungen höher waren als notwendig. Einen Teil der Abschreibungen in der Bilanz rückgängig zu machen, darüber will die VW FS aber erst später entscheiden, wenn sich die weitere Entwicklung abzeichnet.

Investoren hatten sich am Anleihemarkt von Volkswagen und seinen Tochtergesellschaften abgewandt, weil ihnen die Risiken zu groß geworden waren. VW FS hofft nun darauf, vielleicht schon in wenigen Monaten wieder Anleihen begeben zu können, wenn weitestgehend feststeht, was der Skandal schlussendlich kostet. Die Finanzierungslücke, die durch den Ausschluss vom Anleihemarkt entstand, hatte VW FS über besicherte Anleihen (ABS-Papiere) und ein gestiegenes Einlagevolumen seiner Kunden ausgeglichen. Die Einlagen kommen nahezu ausschließlich aus dem deutschen Direktbankgeschäft - von der Volkswagen Bank GmbH. Neukunden lockt die Volkswagen Bank schon seit Oktober 2015 mit einem außergewöhnlich guten Tagesgeldangebot. Lange Zeit waren es 1,25% p. a., später immerhin noch 1,10% p. a., für die ersten vier Monate auf hohe EUR 100.000. Die Kundeneinlagen der VW FS stiegen damit per Jahresende von 2014 (26,2 Milliarden Euro) zu 2015 (28,1 Milliarden Euro) um 7,2 Prozent und nun um 24,5 Prozent (35,0 Milliarden Euro). Die Kundeneinlagen haben einen Anteil von mehr als 50 Prozent an der gesamten Refinanzierung. Angekündigt wurde auch, die Konzernstruktur umzubauen: Anfang 2018 will Volkswagen die Bank von VW FS abtrennen und als eigenständiges Unternehmen an sich angliedern, sodass nur noch die Volkswagen Bank den strengen Eigenkapitalvorschriften der Europäischen Zentralbank unterliegt. Für Banken ist im kommenden Jahr eine Eigenkapitalquote von 14,6 Prozent vorgeschrieben, für den Rest des Geschäfts von VW FS reichen rund 8 Prozent aus.