Newsbeitrag vom 08.11.2018

PayPal wird Kreditgeber für Händler

PayPal vergibt mit der Produktbezeichnung "Businesskredit" bald auch Kredite, an die Zielgruppe kleine und mittelständische Händler. Ab Mitte November wird PayPal den Businesskredit einer Auswahl an geeigneten Händlern per E-Mail anbieten, ab Anfang 2019 soll er dann allgemein verfügbar sein. Der Kredit ist bereits in den USA, Großbritannien und Australien erprobt, dort heißt er "Working Capital". Deutschland ist der vierte Markt dafür. Voraussetzungen sind, dass der Händler seit mindestens drei Monaten ein geschäftliches PayPal-Konto besitzt, mindestens ebenso lange sein Online-Geschäft betreibt und dabei die Zahlung per PayPal akzeptiert.

Das Erschließen zusätzlicher Geschäftsfelder jenseits der angestammten Services rund um das Bezahlen im Internet zeigt, die von den Banken gefürchtete Konkurrenz durch die großen Techkonzerne wird reell. Erst kürzlich setzte PayPal mit der Übernahme von iZettle und dem Schulterschluss mit Google Pay beim Bezahlen per Android-Smartphone einen Fuß in den stationären Handel. Und nun folgt der Angriff bei den Unternehmenskrediten, was eines der Filetstücke im Bankgeschäft ist. Dabei hat sich PayPal voll und ganz auf die digitale Kundschaft eingestellt. Wenn Händler einen Kredit benötigen, müssen sie sich bei herkömmlichen Banken auf ein langwierigeres Prozedere einstellen. PayPal hingegen verspricht, binnen Minuten automatisiert zu entscheiden und, sofern bewilligt, das Geld sofort auf dem PayPal-Konto bereitzustellen. Dass es so schnell gehen kann, liegt daran, dass PayPal für die Prüfung die Daten nutzt, die sie ohnehin schon über den Händler haben. Eine Schufa-Auskunft holt PayPal nicht ein.

Der maximale Kreditbetrag ist EUR 24.999. Wie hoch er im Rahmen dessen individuell ist, hängt vor allem von den PayPal-Umsatzvolumina des Händlers ab. Mittelfristig will PayPal den maximalen Kreditbetrag anheben. In den USA beispielsweise können Händler bis zu USD 125.000 (rund EUR 109.000) aufnehmen. PayPal berechnet keinen Zins, sondern verlangt eine einmalige Gebühr, was es schwierig macht, mit herkömmlichen Angeboten zu vergleichen. Die Gebühr ist individuell und wird bei der Auswahl der Kreditoptionen angezeigt. Im Antrag wählt der Händler aus, welchen Anteil seiner eingehenden PayPal-Umsätze - zwischen 10 und 30 Prozent - er für die Tilgung verwenden möchte. Beim Empfang von Zahlungen über PayPal wird dieser Rückzahlungsanteil dann jeweils automatisch abgezogen. Darüber hinaus können die Händler jederzeit zusätzlich tilgen. Amazon hat sich nebenbei bemerkt ebenfalls schon ein Kreditgeschäft aufgebaut, mit den Kunden, die auf der Plattform gewerbsmäßig verkaufen.