Newsbeitrag vom 28.11.2018

Österreichische Post und FinTech Group lassen gemeinsames Bankprojekt platzen

Aus der Partnerschaft zwischen der Österreichischen Post und der deutschen FinTech Group wird nichts. Zweieinhalb Monate nach dem gefeierten Verkünden informierten beide Unternehmen am Dienstag in dürren Zeilen an Presse bzw. Investoren, dass sie von der Gründung und Kapitalisierung eines Joint-Ventures zur Erbringung von Bankdienstleistungen einvernehmlich Abstand nehmen. Zu den Gründen schwiegen sie sich auch auf Medienanfragen aus. "Wir wollen nicht sagen, bei wem es gehapert hat, oder wem was nicht gepasst hat", wird ein Sprecher der Post zitiert. Jedenfalls ist es plausiblerweise der Post besonders wichtig gewesen, den vereinbarten Zeitplan einzuhalten, und auch die Ansichten über die Art und den Umfang des nun abgesagten Bank-Joint-Ventures waren wohl zu unterschiedlich. Ursprünglich abgemacht war, es zu gründen und gemeinsam mit 200 Millionen Euro Eigenkapital auszustatten. Das Filialnetz der österreichischen Post sollte genutzt werden, um die Bankdienstleistungen anzubieten. Der Part der FinTech Group: eine österreichische Banklizenz beantragen, ihre österreichische Niederlassung einbringen (bekannt unter der Marke flatex.at) und IT-Dienstleistungen erbringen im Rahmen eines mit der neuen Gesellschaft abzuschließenden Zehn-Jahres-Vertrags

Die österreichische Finanzmarktaufsicht (FMA) stellte umgehend klar, mit der FinTech Group habe es zwar viele Gespräche gegeben, eine Banklizenz in Österreich habe sie aber bis dato gar nicht beantragt. Auch stellte die FMA in Abrede, dass es aufgrund der Dauer eines solchen Verfahrens quasi nicht möglich gewesen wäre, vor dem Jahresbeginn 2020 zu einer Genehmigung zu kommen. Grundsätzlich habe die FinTech Group die Möglichkeit, darauf wies die FMA ebenfalls hin, im Wege der Dienstleistungsfreiheit innerhalb der EU auch mit ihrer deutschen Banklizenz in Österreich tätig zu werden.

Was bleibt, ist ein Buchverlust von fast elf Millionen Euro. Die Post erwarb nämlich im Rahmen einer Kapitalerhöhung eine Beteiligung an der FinTech Group. Die Beteiligung war Teil der Vereinbarung, sie sollte die Kooperation untermauern und ist schon vollzogen. So zeichnete die Post Ende September 1,225 Millionen neue Aktien zum Ausgabepreis von EUR 28,50 je Aktie. Zum Börsenschluss am Dienstag war der Kurs auf Xetra Frankfurt nur noch EUR 19,94.

Aufgeben will die Post trotz des herben Rückschlags nicht, sie verfolgt weiterhin das Ziel, ihren Kunden neben Briefmarken und dem Versand von Paketen auch Bankdienstleistungen anzubieten. Das deutsche Unternehmen hätte die Bawag als Bankpartner ablösen sollen, die ihren Vertrag per Ende 2019 auslaufen lässt. Die Suche geht weiter. Leichter ist sie nicht geworden, weil zuvor schon einige abgewinkt haben und nun weitere Monate verloren gegangen sind.