Newsbeitrag vom 25.03.2019

Warum sich Raisin eine Bank kauft

Raisin als Betreiber der Zinsplattform WeltSparen teilte am 7.3.19 mit, die MHB-Bank zu übernehmen, vorbehaltlich der Freigabe durch die Finanzaufseher. Die MHB-Bank ist ein Bankinstitut mit Sitz in Frankfurt, das zum amerikanischen Finanzinvestor Lone Star gehört. WeltSparen arbeitet mit der MHB-Bank bei der Vermittlung der Tages- und Festgelder in Raisins größtem Markt Deutschland sowie in Österreich eng zusammen. Über die von der MHB-Bank geführten Kundenkonten läuft die Verrechnung der Geldströme von und zu den Anlagebanken. Durch eine zwischenzeitlich stattgefundene Veröffentlichung des Geschäftsberichts der MHB-Bank für das Jahr 2017 im Bundesanzeiger erfährt man nun mehr zu den Hintergründen: Demnach ist die Übernahme schon vor einem Jahr vereinbart worden. In dem Bericht steht, dass der Eigentümer die Bank am 26.3.18 informierte, alle Anteile an ihr an Raisin verkauft zu haben, unter anderem aber mit der aufschiebenden Bedingung eines positiv abgeschlossenen Inhaberkontrollverfahrens gemäß dem Kreditwesengesetz. Die MHB-Bank ist laut Eigendarstellung Partner für Finanzinvestoren und Whitelabel-Bank für diverse Fintechs wie zum Beispiel für den Kreditvermittler Creditshelf. Aus den Geschäftszahlen ergibt sich, dass es eine sehr kleine Bank ist und es sich bei den Geschäften mit Finanzinvestoren überwiegend um solche mit Gesellschaften von Lone Star handelt. Die Erträge der Bank setzen sich in ganz überwiegendem Umfang aus Provisionen zusammen. Durch ein weit über den Erwartungen liegendes Einlagevolumen in der Kooperation mit WeltSparen erzielte die Bank im Geschäftsjahr 2017 an Provisionserträgen 1,5 Millionen Euro, anvisiert waren 0,4 Millionen Euro. Neben der Tätigkeit für WeltSparen gibt es aber nicht viel Geschäft. Die Provisionserträge aus den Kooperationen mit den Kreditvermittlern lagen in der Summe mit 0,5 Millionen Euro unter Plan. Den Jahresverlust von 1,5 Millionen Euro hat Lone Star aufgrund einer Verlustübernahmeerklärung ausgeglichen.

Das Geschäftsmodell von Raisin ist bislang mit insgesamt 170 Millionen Euro Investitionskapital ausgestattet worden. Alleine mit dem Vergrößern des Anteils an der Wertschöpfungskette ist die Übernahme einer Bank beim derzeitigen Niveau der Provisionsaufwendungen nicht zu rechtfertigen, wenngleich der Kaufpreis für die MHB-Bank vermutlich nicht besonders hoch ist. Raisin erwirbt mit dem Partner und dessen EU-weit einsetzbarer Vollbanklizenz vielmehr Sicherheit für das eigene Geschäftsmodell. Durch den unmittelbaren Einfluss als Eigentümer hat Raisin es nun selbst in der Hand, welche neuen Technologien und Prozesse vorangetrieben werden, und kann Anlagebanken und Vertriebspartner wie N26 und O2 nahtloser anbinden. Auch läuft Raisin so nicht Gefahr, irgendwann mit den Kundenkonten zu einem anderen Bankpartner wechseln zu müssen. Wie Raisin mitteilte, sollen beide Unternehmen eigenständige Gesellschaften bleiben. Bei der Ausrichtung der Bank sei beabsichtigt, neben dem Ausbau der Kooperationen mit Dritten in einem moderaten Umfang ein Kreditgeschäft aufzubauen, um die Gelder, die aufgrund der Tätigkeit für WeltSparen als Bodensatz verbleiben, als mögliche Ertragsquelle der Bank zu nutzen.