Newsbeitrag vom 02.04.2019

Fidor Bank ohne Matthias Kröner

Matthias Kröner, Vorstand und Gründer der Münchner Fidor Bank, verlässt das zur französischen Groupe BPCE gehörende Unternehmen in beiderseitigem Einvernehmen. Wegen "strategischer Differenzen", heißt es unverhohlen in der Pressemitteilung von Montag.

Die BPCE, zweitgrößte Bankengruppe in Frankreich, stellte die Fidor Bank im vergangenen Herbst zum Verkauf und definierte mit Kröner, dass bis Ende März ein Käufer gefunden werden solle. Das gelang in dem kurzen Zeitraum offenbar nicht. Die Franzosen hatten die Fidor Bank erst 2016 für rund 100 Millionen Euro übernommen und wollten sie zu einer europäischen Digitalbank ausbauen. Bald stellte sich allerdings heraus, dass die Gebrauchtwagenfinanzierungen in Großbritannien, die Fidor Bank in den Jahren 2013 bis 2016 von einem britischen Unternehmen ankaufte, ein größeres Problem darstellen als ursprünglich angenommen. Da sich dies so richtig zeigte, nachdem die Franzosen eingestiegen waren, wird ihr Vertrauen in Kröner, der zum damaligen Zeitpunkt auch Bankanteile besaß, eher gering gewesen sein. In diesem Kontext der jetzige Bruch mit ihm. 2017, die Zahlen zu diesem Geschäftsjahr wurden kürzlich veröffentlicht, machte die Fidor Bank vor Steuern 110 Millionen Euro Verlust, bei gerade mal 44 Millionen Euro Eigenkapital. Die Franzosen bewahrten die Bank im Zeitraum bis Februar 2018 mit insgesamt drei Rekapitalisierungen vor der Insolvenz.

Mitte der Neunzigerjahre baute Kröner den Online-Broker DAB Bank für die Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank mit auf, war mehrere Jahre bei der DAB Bank im Vorstand. 2009 gründete er mithilfe von Wagniskapitalgebern die Fidor Bank. Fidor Bank und die Person Kröner gehörten ganz eng zusammen. Anfangs hatte er die Bank darauf ausgerichtet, mit Kunden und Interessenten über die sozialen Medien und das eigene Forum zu interagieren und deren Anregungen aufzunehmen und möglichst umzusetzen. Kröner war in dieser Zeit omnipräsent, kommunizierte auch selbst im Forum, gab in Videos Einblicke in die Bank und kündigte auf diesem Weg Neuerungen an. Die Bank wagte sich nicht selten in Bereiche vor, die als experimentell angesehen werden können. So bot sie auch als erste deutsche Bank den Handel mit Bitcoins an. Zuletzt verlagerte sich der Fokus stärker auf B-to-B, die Softwarelösungen für andere Banken. Wie es mit der Fidor Bank mittelfristig weitergeht, ist offen. Die Geschäftsführung besetzte BPCE mit Pascal Cirelli und Stefan Spannagl.