Newsbeitrag vom 02.05.2020

O2 Banking zwingt zum Kontowechsel

Kunden von O2 Banking erhielten Ende April eine E-Mail mit der bankseitigen Kündigung und der Ankündigung von O2, mit einem anderen Bankpartner eine Neuauflage des Girokontos zu starten. Zum 30.6.20 werden die bisherigen Kontofunktionen eingestellt und die Konten anschließend aufgelöst. Vorher sollen die bestehenden Kunden ihre Kontoauszüge, Steuerbescheinigungen und andere für sie relevante Dokumente herunterladen und den angesammelten Datenbonus ausgeben, weil er bei Auflösung ansonsten verfalle. Das Girokonto war in Zusammenarbeit realisiert, der Mobilfunker O2 vermarktete es und die Fidor Bank erbrachte die Bankdienstleistungen. Es war seit Juli 2016 am Markt, ohne Grundpreis und auf die ausschließliche Smartphone-Nutzung ausgelegt. Die jetzige Trennung bedeutet nicht, dass O2 bei den Girokonten als Anbieter wegfällt, die Verhandlungen mit dem neuen Partner seien bereits weit fortgeschritten, ließ die O2-Mutter Telefónica per Pressemitteilung wissen. Wer dies ist und was die Gründe sind, warum es mit der Fidor Bank auseinandergeht, darüber darf spekuliert werden. Für die Fidor Bank läuft es jedenfalls nicht mehr rund seit dem Desaster mit den angekauften Finanzierungen in Großbritannien und seit sie von der französischen BPCE-Gruppe übernommen wurde. Zuletzt hatte sie in ihrem direkten Kundengeschäft eine Kontoführungsgebühr eingeführt und litt unter technischen Störungen, weshalb auch viele ihrer treuesten Kunden die Reißleine zogen.

Ab 31.5.20 soll das neue Girokontoangebot bei O2 starten und der Partner bekannt gegeben werden. Auf einer Produktseite stellt O2 bereits sehr spezifisch das Konto vor. Es soll ebenfalls ohne Grundpreis sein, beitragsfrei eine girocard und eine Visa Card beinhalten, sowohl Apple Pay als auch Google Pay unterstützen. Geldabheben weltweit ohne Bargeldgebühr über die Visa Card, mit dem üblichen Ausschluss direkter Entgelte der Automatenaufsteller. Von der Bank gebe es eine attraktive Prämie für den Kontowechsel und zusätzlich werde man mit ihr Wertpapierdienstleistungen anbieten. Nur eine Handvoll Banken kommt bei den Merkmalen infrage, insbesondere das ebenfalls aufgeführte Feature, per Chat und Sprache überweisen zu können, lässt uns auf comdirect als neuen Partner tippen. Das Bonusprogramm, das O2 im vergangenen Dezember drastisch zurückfuhr und kommunizierte, es werde überarbeitet, folgt laut FAQ erst im Herbst. Es scheint nicht oberste Priorität zu haben, obwohl man damit ursprünglich den Zusammenhang zwischen Girokonto und Mobilfunk herstellte.

Kunden müssen bei solchen Lösungen mit Partnerbanken wohl damit rechnen, dass sie früher oder später mal umziehen müssen, so war es auch als sich N26 von Wirecard trennte. Bei O2 Banking wird es jedenfalls keinen automatischen Übergang geben. Bestehende Kunden müssen überlegen, ob sie sich jetzt um eine andere Bankverbindung kümmern oder auf das neue Konto von O2 warten, das erst ab Ende Mai beantragt werden kann und auch zu einer neuen IBAN führt. Zwischen der Antragsmöglichkeit und der Kontoauflösung verbleiben also gerade einmal vier Wochen, abzüglich der Tage bis die Kontoeröffnung durchgeführt ist; wenn viele Einzugsermächtigungen zu ändern sind, ist ein problemloser Kontowechsel so kaum zu schaffen.