Newsbeitrag vom 02.07.2020

Augsburger Aktienbank steht komplett ohne Kerngeschäft da

Im März kamen Gerüchte auf, der Landwirtschaftliche Versicherungsverein Münster (LVM) suche einen Käufer für seine Banktochter, die Augsburger Aktienbank (AAB). Im Juni zeichnete sich ab, die ebase-Mutter FNZ bekommt den Zuschlag. Nun ist es im Wesentlichen bestätigt: Die AAB überträgt ihr Wertpapiergeschäft vorbehaltlich der notwendigen Genehmigungen an die ebase, alle an der Transaktion beteiligten Unternehmen gaben es per Pressemitteilung bekannt. Am 30.6.20 sei der Kaufvertrag unterzeichnet worden, heißt es am präzisesten in der Mitteilung von ebase. Die Migration der etwa 180.000 Depots mit einem Volumen von etwa 17 Milliarden Euro sowie der Abschluss der Transaktion sollen voraussichtlich bis Mitte 2021 vollzogen werden. Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden. Auch die Hälfte der AAB-Mitarbeiter werde übernommen, ihnen werde eine langfristige Perspektive im Wertpapiergeschäft geboten. Dabei bleibe der Standort Augsburg bestehen.

AAB und ebase haben kaum direkte Endkundenbeziehungen, sie sind beide vor allem auf die Dienstleistertätigkeit für Finanzvertriebe und Vermögensverwalter spezialisiert. Deren Kunden können Wertpapiere über sie beziehen, hauptsächlich Fonds, und im Depot verwalten lassen. Zusammengeschlossen ergibt sich eine starke Marktpräsenz in Deutschland. ebase, von comdirect stammend, ist erst seit 2019 Teil der FNZ, einem in London ansässigen Technologieanbieter für Finanzunternehmen. Als mittelständische Bank war die AAB in der jüngsten Vergangenheit nur mäßig erfolgreich. Im Wertpapierbereich ist ein hoher Spezialisierungsgrad notwendig, auch wegen der zunehmenden Regulatorik. Um die Herausforderungen zu meistern, wären größere Investitionen nötig geworden. Vor 20 Jahren waren Beteiligungen von Versicherern an Banken üblich, weil man den gesamten Finanzbedarf abzudecken versuchte. Für den Verkauf von Fonds über die eigenen Vertreter genügt aber auch eine Vertriebskooperation, wie der LVM sie jetzt mit ebase vereinbarte.

Für die fast 60 Jahre alte AAB, die auch schon mal der Allianz gehörte und in dieser Zeit "Allianz-Vermögensbank" hieß, könnte der Verkauf mittelfristig das Ende bedeuten. Laut den Pressemitteilungen sei der Verkauf zugleich Ausgangspunkt für eine Neuordnung der AAB-Geschäftsfelder, die derzeit in enger Abstimmung zwischen der LVM und der AAB stattfinde. Davon ausgenommen sei die AAB Leasing, welche unabhängig von der Neuordnung ihr erfolgreiches Geschäftsmodell ausbauen soll. Aber welche Geschäftsfelder sollen die Perspektive der AAB sein? Das Wertpapiergeschäft und der Zuschnitt auf B-to-B waren vorherrschend. Es bleibt wenig, ein wenig Girokontogeschäft. Selbst die netbank, von der AAB zugekauft und rechtlich integriert, wurde noch in den vergangenen Wochen produktseitig weiter verschlankt und mehr auf Wertpapiervertrieb trainiert. Auch wie es mit der netbank weitergeht, ist bei diesen Zusammenhängen fraglich.