Newsbeitrag vom 17.11.2021

Im Sog der Augsburger Aktienbank schließt auch die netbank

Die netbank, ein Urgestein des Direktbankenmarkts, wird zusammen mit der Augsburger Aktienbank (AAB) vom Markt genommen. Das bestätigte uns AAB-Unternehmenssprecher Thomas H. Roßmann auf Anfrage. Der Bankbetrieb werde perspektivisch zum Ende des Jahres 2022 eingestellt. Die Augsburger Allgemeine berichtete unter Berufung auf Unternehmenskreise, der alleinige Eigentümer der AAB, die LVM Versicherungsgruppe aus Münster, habe auf einer Aufsichtsratssitzung am 26.10.21 den Beschluss gefällt, den Restbetrieb der AAB zu schließen. Die netbank ist eine Marke der AAB, ihre eigene Rechtspersönlichkeit hatte sie 2016 nach der Übernahme verloren. In dem Bericht wurde sie nicht genannt, sodass nicht absolut klar war, was das in Bezug auf sie bedeutet.

fehlende Abschlussmöglichkeit

Produktseite des netbank Girokontos. Statt das beschriebene Konto zu eröffnen, soll man ungewöhnlicherweise "unter vielen Konten wählen".

Die Produkte sind auf dem Internetauftritt der netbank zwar weiterhin beschrieben, mittlerweile steht dort jedoch statt der Abschlussmöglichkeit jeweils der Teaser "bei unserem Partner unter vielen Konten auswählen" mit einer Verlinkung zu Check24. Das Einstellen des Bankbetriebs beschlossen, aber erst Ende nächsten Jahres soll es vollzogen sein, das verwundert zunächst. Gemeint ist wohl das endgültige Schließen aller Bücher, auf Kundenseite dürfte es sich schneller auswirken, wie das sofortige Einstellen des Neugeschäfts zeigt. Die bestehenden Kunden wurden laut Roßmann noch nicht über die Schließung informiert, würden aber rechtzeitig angeschrieben.

Die netbank war 1999 von sieben Sparda-Banken gegründet worden und früher sehr agil. Sie bezeichnete sich als erste reine Internet-Bank in Europa mit Vollbanklizenz. Im Mai 2007 übernahm zunächst die Landesbank Berlin eine Beteiligung in Höhe von nahezu 75 Prozent. Nachdem sich die AAB die netbank im Januar 2016 zukaufte, ging es bergab. Schon der Transfer von der genossenschaftlichen Plattform auf die der AAB war äußerst holprig. Das Sortiment ist seitdem merklich verschlankt worden. Zuletzt konnten nur noch die privaten und geschäftlichen Girokonten eröffnet werden. Davor waren auch Prepaid-Kreditkarten, Zinskonten, Brokerage und ein Ratenkredit für Privatpersonen und einer für Freiberufler verfügbar. Für die bestehenden Kunden bedeutet der jetzige Beschluss, sich am besten jetzt schon eine neue Bankverbindung zu suchen, gerade bei einem Geschäftskonto wäre ein Kontowechsel innerhalb einer zweimonatigen Frist knapp.

Die AAB selbst, 1963 gegründet und mit ING zu den ältesten Direktbanken Deutschlands zählend, war schon vorher faktisch dahingeschieden. Die LVM Versicherungsgruppe hatte irgendwann entschieden, sich auf das Kerngeschäft als Versicherer zu konzentrieren, die regulatorischen Vorgaben seien zu hoch, um das Bankgeschäft auf Dauer rentabel zu betreiben, hieß es damals. Weil sie keinen Käufer für die Gesamtbank fand, verkaufte sie die Bank aus der Heimat der Fugger in den vergangenen Monaten in Teilen. Wir berichteten im Juli 2020 über den Verkauf des Wertpapiergeschäfts, darauf war die AAB spezialisiert, und stellten die Frage in den Raum, was die Perspektive einer so entkernten AAB noch sein soll bzw. auch, was aus der netbank wird. Die Kundendepots von AAB und netbank wurden, diese Transaktion abschließend, im Oktober 2021 an die ebase übertragen. Im Februar 2021 verkaufte die AAB ihr profitables Leasing-Geschäft an PEAC Finance in Hamburg. Die Baufinanzierungen nahm die LMV in ihre eigenen Bücher. Und bei dem im Vergleich zur netbank weniger bedeutsamen Girokontogeschäft der AAB wurde die Abschlussmöglichkeit vor einigen Wochen genommen.