Newsbeitrag vom 31.05.2022

Mercedes-Benz Bank entledigt sich des Einlagengeschäfts

Bei den Tagesgeldkonten und dem Festgeld war die Abschlussmöglichkeit für Neukunden bereits 2021 nach und nach ausgesetzt worden. Vorübergehend, wie es bislang hieß. Nun will die Mercedes-Benz Bank ihr Einlagengeschäft mit Privatkunden komplett beenden, die bestehenden 340.000 Tagesgeld- und Festgeldkonten schließen. Ab Juni 2022 werde sie schrittweise alle Tagesgeldkonten kündigen. Über den individuellen Kündigungstermin werde sie die Bestandskunden schriftlich informieren und an dem Termin das Guthaben automatisch auf das hinterlegte Referenzkonto überweisen. Fällige Festgelder verlängert sie nicht mehr. Der Abbau soll bis Mitte 2024 abgeschlossen sein, sodass die Bank 2024 möglicherweise darüber hinauslaufende Festgelder vorzeitig ablösen wird, dazu macht sie jetzt jedoch noch keine Angaben.

Auf der Website der Bank wird die Einstellung der Tagesgeld- und Festgeldkonten wie folgt begründet: "Die Mercedes-Benz Bank spezialisiert sich zukünftig auf das Geschäft mit Fahrzeugfinanzierungen für unsere Kunden und Händler. Als Finanzierungsspezialist in der Premium- und Luxus-Markenwelt von Mercedes-Benz bieten wir Ihnen zukünftig einen noch einfacheren und schnelleren Weg zur passgenauen Finanzierung Ihres Neu- oder Gebrauchtwagens." Kurz: Es wird hier mit Fokussierung und der exklusiven Marke argumentiert. Die Bank hat ihren Sitz in Stuttgart und betreibt ihr Servicezentrum für Direktkunden in Saarbrücken. Der Vorstandsvorsitzende der Bank, Benedikt Schell, führte gegenüber den "Stuttgarter Nachrichten" aus, die 2020 getroffene Entscheidung, das Leasing-Geschäft in eine eigene Gesellschaft auszulagern und das Ausgliedern der Lkw- und Bussparte Daimler Truck im vergangenen Jahr führen dazu, dass sich das Volumen der Finanzierungsverträge bei der Bank von zuletzt insgesamt 25 Milliarden Euro perspektivisch auf 10 Milliarden Euro verringern werde. Dadurch entfalle der Bedarf, sich über Kundeneinlagen zu finanzieren. Autobanken wie die von Volkswagen, BMW und Mercedes-Benz nutzten Kundeneinlagen über Jahrzehnte in ihrem Refinanzierungsmix als günstige Refinanzierungsquelle für die von ihnen angebotenen Varianten der Fahrzeugfinanzierung. Die Autobanken zählten zu den ersten und größten Direktbanken und lagen in den Zinsvergleichen zu Tagesgeld und Festgeld oft auf vordersten Plätzen. Der Geschäftsbereich wird zu einem Zeitpunkt eingestellt, zu dem die Zinswende schon absehbar ist, die Aufnahme von Einlagen für Banken wieder lukrativ werden könnte.

Produkte, die wegfallen, sind das "Tagesgeldkonto mit Kontoführung Online", das "Tagesgeldkonto mit Kontoführung Classic" und das "Festzinskonto" mit sämtlichen Laufzeiten von 3 Monaten bis 6 Jahren. Ein Tagesgeldkonto für Firmen gibt es bei der Bank ebenfalls - das Neugeschäft war hier bereits vor den privaten Einlagekonten ausgesetzt worden. Die jetzigen Hinweise der Bank und Äußerungen des Vorstandsvorsitzenden beziehen sich explizit auf das Einlagengeschäft mit Privatkunden, es ist aber davon auszugehen, dass ebenso im Einlagengeschäft mit Firmen in den kommenden Monaten abgebaut wird.