Newsbeitrag vom 27.10.2022

EZB: Weitere Zinsanhebung um 0,75 Prozentpunkte

Auf ihrer Ratssitzung am 27.10.22 beschloss die Europäische Zentralbank (EZB) ihren dritten Straffungsschritt in Folge. Wie schon im September nochmals eine große Anhebung um 0,75 Prozentpunkte. Mit Wirkung zum 2.11.22 steigt der Leitzins entsprechend von 1,25% auf 2,00% und die Einlagefazilität für die bei der EZB gehaltenen Einlagen der Geschäftsbanken von 0,75% auf 1,50%. EZB-Chefin Christine Lagarde stellte in der anschließenden Pressekonferenz weitere Anhebungen in Aussicht. Die nächste Ratssitzung, bei der über die Zinshöhe entschieden wird, ist am 15.12.22. Die EZB kündigte zudem an, die äußerst günstigen Konditionen einer früheren Serie langfristiger Kapitalspritzen an die Banken (TLTRO III) zum 23.11.22 zu verändern. Durch die nachträgliche Anpassung der Bedingungen sollen die aus der scharfen Zinswende entstehenden Bankgewinne begrenzt werden. Bei Auflage des Programms seien sie so nicht geplant gewesen, dem Straffungskurs laufen sie zuwider.

Da der Druck von der davongaloppierenden Inflation kommt und die EZB im Anhebungszyklus gegenüber anderen Notenbanken hinterherhinkt, muss sie jetzt so schnell und hart handeln. Im Markt wurde ein Zinsschritt in dem Umfang erwartet. Einige Politiker, insbesondere aus Frankreich und Italien, warnten im Vorfeld vor allzu üppigen Zinserhöhungen, da die derzeitige Inflation nicht so ist, wie man sie aus den Lehrbüchern kennt. Sie kommt von der Angebotsseite, wo höhere Energie- und Rohstoffpreise und unterbrochene Lieferketten die Herstellung von Gütern verteuern. Gegen diese Art von Inflation habe die EZB naturgemäß kaum Einfluss, die Maßnahmen greifen eher auf der Nachfrageseite. Die Währungshüter argumentierten zuletzt oft mit den Inflationserwartungen in den Köpfen der Menschen. Denn es bestehe die reale Gefahr, dass die aktuell hohen Inflationsraten als neue Normalität wahrgenommen werden, wodurch eine Lohn-Preis-Spirale in Gang kommen kann, was wiederum die Preise steigen lässt.