Newsbeitrag vom 22.12.2022

Strategieschwenk beim Smartbroker

Der Smartbroker hat seine Pläne für eine eigene Handelsplattform aufgegeben, projektiert ist unter dem Namen "Smartbroker 2.0" jetzt anstelle dessen der Wechsel des Bankpartners. Die Baader Bank soll die DAB bank ersetzen, also den bankregulatorischen Part übernehmen und dabei insbesondere für die Konto- und Depotführung und die Wertpapierabwicklung zuständig werden. Der entsprechende Kooperationsvertrag wurde am 5.12.22 unterzeichnet, wie die beiden neuen Partner mitteilten. Mitte 2023 soll es mit dem Neugeschäft beginnen, kurz darauf sollen die Bestandskunden zum neuen Bankpartner migriert werden.

Der enorme Entwicklungsaufwand in den vergangenen 1½ Jahren rund um die ursprünglich geplante eigene Plattform und der Aufwand für die nötige BaFin-Lizenzerweiterung, sie befindet sich noch in Antragsstatus, sind nun zu großen Teilen vergebens gewesen. Das Ziel, fast alles selbst zu machen, eine komplette Bank mit Brokerage-Prozessen von null aufzubauen, zumal das direkt mit den rund 269.000 bestehenden Depots (Stand: 06/22) reibungslos funktionieren sollte, war mehr als ambitioniert. Wegen Problemen auf der Wegstrecke wurde im vergangenen August der Starttermin auf Mitte 2023 verschoben und der Portalbetreiber wallstreet:online (inzwischen umfirmiert in Smartbroker Holding AG) tauschte den Vorstandschef aus. Die jetzige Entscheidung, doch wieder die Systeme einer anderen Bank zu nutzen, wirkt pragmatischer. Es ist weniger risikobehaftet und kostengünstig zu realisieren, aber es zementiert, dass Erlöse zu teilen sind.

Bei Smartbroker spricht man davon, bessere Bedingungen mit der Baader Bank als bei der DAB bank ausgehandelt zu haben. Und dort auch ein verbessertes Produkt realisieren zu können, inklusive App und neuer Oberfläche für das Brokerage im Browser - die Kritikpunkte aus der Vergangenheit beseitigen zu können. In der neuen Kooperation wird Smartbroker mehr Eigenleistungen erbringen und sieht dadurch mehr Gestaltungsfreiheit bei Design und Kundenkommunikation. So wird Smartbroker neben den Frontends, Antragsstrecke und Kundenbetreuung auch Teile der sogenannten Middleware bereitstellen. Dazu zählen unter anderem die Sicherheitsauthentifizierung, die Order-Vorbereitung, alle weiteren der Transaktionsabwicklung vorgelagerten technischen Ausführungsschritte und die Abrechnung. Erweitert werden soll das Angebot durch das Einführen eines Handels mit Kryptowährungen und die Möglichkeit Minderjährigen-, Gemeinschafts- und Geschäftsdepots zu eröffnen. Die große Auswahl an Börsenplätzen/Wertpapierarten und die niedrigen Preise sollen erhalten bleiben. Das ist das, was den Smartbroker ausmacht, der Spagat zwischen dem breiten Angebot etablierter Online-Broker und den Niedrigpreisen der Neobroker.

An einen anderen Bankpartner anzudocken, ist technisch und organisatorisch auch ein Großprojekt und bindet intern abermals Kapazitäten. Zwei der konkurrierenden Neobroker haben ihr Angebot über die Baader Bank aufgebaut: Scalable Broker und finanzen.net zero. Entscheidende Punkte werden sein, ob sich Smartbroker mit der Baader Bank im Hintergrund von diesen dann noch zum Beispiel im Sparplanangebot differenzieren kann und wie Baader-Bank-typische Eigenheiten gelöst werden (bei Scalable Broker wird etwa oft bemängelt, dass die Orderpreise steuerlich keine Berücksichtigung finden, und ein Login-Bereich bei Scalable Broker und ein weiterer bei Baader Bank existiert). Die Bestandskunden kann Smartbroker nur mitnehmen, wenn sie dem Wechsel zustimmen. Was bei einem Nichtzustimmen passiert, wird sich ebenfalls noch zeigen, ob und zu welchen Konditionen die DAB bank das Depot dann fortführt.