Newsbeitrag vom 15.06.2023

Leitzins steigt im Juni um 0,25 Prozentpunkte

Die Europäische Zentralbank (EZB) gab am 15.6.23 bekannt, ihre Schlüsselsätze wie schon im Mai um jeweils 0,25 Prozentpunkte hochzusetzen. Die Höhe entspricht den Einschätzungen am Markt. Zum 21.6.23 steigt der Leitzins nun von 3,75% auf 4,00%. Im gleichen Maße werden auch die Banken wieder mehr für ihre Einlagen bei der EZB bekommen, der Zins der sogenannten Einlagefazilität steigt von 3,25% auf 3,50%. Die Maßnahmen, die man in einem sehr breiten Konsens getroffen habe, sollen helfen, die Teuerungswelle hinter uns zu lassen. Die Inflation ist im Mai deutlich zurückgegangen, im Euroraum von 7,0% auf 6,1%. Dennoch, das Niveau ist hoch und laut den aktualisierten Prognosen der EZB geht sie in den nächsten Monaten langsamer zurück als bislang von ihr prognostiziert. Lohnsteigerungen etablieren sich laut den Erklärungen von EZB-Präsidentin Christine Lagarde immer mehr als Inflationstreiber. Für die nächste Ratssitzung mit Zinsentscheid am 27.7.23 kündigte sie praktisch schon eine weitere Zinsanhebung an - sofern die Entwicklung nicht stark von dem derzeit Erwarteten abweichen sollte. Lagarde betonte auch, die EZB werde in Abhängigkeit von den eingehenden Daten entscheiden, wie weit und wie lange sie die Zinsen noch erhöhen wird.

In den vorangegangenen Tagen dämpften zahlreiche Äußerungen der EZB-Spitze die Erwartung, dass spätestens im Juli der Zinsgipfel erreicht sein sollte. "Wir müssen überzeugende Beweise sehen, dass die Inflation nachhaltig und zeitnah zu unserem Zwei-Prozent-Ziel zurückkehrt. An diesem Punkt sind wir noch nicht", sagte etwa das deutsche EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel einer belgischen Zeitung. Die Deutsche Bank geht davon aus, dass der Zyklus der Zinserhöhungen vor dem Herbst nicht vorbei ist und zudem, dass die Zinsen dann über eine längere Zeit hoch bleiben werden.

Die US-Notenbank Fed hatte am 14.6.23 erstmals nach zehn aufeinanderfolgenden Zinsanhebungen eine Zinspause beschlossen. Doch die Pause bedeutet wohl auch hier nicht das Ende der Zinserhöhungsphase. Weitere Zinserhöhungen in diesem Jahr seien wahrscheinlich, wenn auch in einem moderateren Tempo, sagte Fed-Chef Jerome Powell. Zum Jahresende steuert die Fed ein Zinsniveau von 5,60% an. Das legt nahe, dass sie bis dahin noch zwei Schritte nach oben im Umfang von jeweils einem viertel Prozentpunkt gehen könnte.