Juli-Zinssitzung: EZB hebt Leitzins erneut um 0,25 Prozentpunkte an
Am 27.7.23 haben die Mitglieder des EZB-Rats beschlossen, den Leitzins im Euroraum erneut um 0,25 Prozentpunkte zu erhöhen. Das war von EZB-Präsidentin Christine Lagarde so bereits in Aussicht gestellt worden, es ist jetzt besiegelt. Mit Wirkung zum 2.8.23 steigt der Leitzins von 4,00% auf 4,25%. Der Zinssatz für die Einlagefazilität steigt von 3,50% auf 3,75%.
Die Ratsmitglieder waren sich einig, der Schritt wurde als Notwendigkeit angesehen. Spannender ist der Blick auf den Herbst, wie es weitergehen wird; die nächste Zinssitzung ist am 14.9.23. Lagarde legte sich in der Pressekonferenz dazu nicht fest und betonte, die EZB datenabhängig handeln, in erster Linie hinsichtlich der Inflationsentwicklung, aber auch bezogen darauf, wie sich die beispiellose Straffung auf die Wirtschaft auswirken werde. Auf mehrfache Nachfrage sagte sie: "Wir könnten die Zinsen anheben, wir könnten eine Pause machen."
Eine vorab durchgeführte Bloomberg-Umfrage unter Ökonomen zeigte, dass diese nicht davon überzeugt sind, dass die Zinsen, wie es die EZB kommuniziert, für einen längeren Zeitraum auf hohem Niveau gehalten werden. Sie sind der Meinung, dass ein Zinsplateau möglicherweise nur sechs Monate andauern könnte, die EZB möglicherweise bereits im Frühjahr Zinssenkungen einleiten wird. Trotz der Herausforderungen und unterschiedlicher Meinungen haben die meisten Befragten aber Vertrauen in die EZB und ihre Fähigkeit, die richtige Dosierung der Zinsanhebungen zu finden. Mehr als zwei Drittel der Ökonomen sind davon überzeugt, die EZB werde nicht zu weit gehen, und neun von zehn Befragten, dass sie die Zinserhöhungen nicht zu früh beenden wird.
Die US-Notenbank hatte am Vortag nach der Pause im vergangenen Monat um 0,25 Prozentpunkte nachgelegt, womit ihre neue Spanne zwischen 5,25% bis 5,50% liegt. Sinkende Energiepreise haben dazu geführt, dass die Inflationsrate in den USA im Juni um einen vollen Punkt auf 3,0% zurückging. Daher rechnen die meisten Experten nun nicht mehr mit einem weiteren Zinsschritt der US-Notenbank im September.