Newsbeitrag vom 28.07.2023

Landesbank Berlin kündigt die Amazon Visa Card

Die letzten Monate der Amazon Visa Card sind gekommen. Ein Teil der Karteninhaber ist von der Landesbank Berlin (LBB) per E-Mail informiert worden, dass die Karte eingestellt und wann ihr Kartenkonto geschlossen werde. Die LBB sprach dabei die Kündigung aus. Gleichzeitig bot sie den Karteninhabern ein Folgeprodukt an, auf das sie umsteigen können, wenn sie sich die Vertragsunterlagen zuschicken lassen und unterschreiben. Die LBB war der Bankpartner bei dieser beliebten CoBranding-Kreditkarte. Die E-Mails verschickt die LBB in Tranchen, um zu vermeiden, dass der Kundensupport mit Anfragen überlastet wird. Der Versand soll spätestens Ende 2023 abgeschlossen sein. Unter der URL portal.lbb.de/lbb/static/zustimmung_faqs sind auch Fragen und Antworten zu dem Thema zu finden.

Dass Amazon und Landesbank Berlin keine Partner mehr sein wollen und die Landesbank Berlin sich auf das normale Sparkassengeschäft in Berlin verkleinern will, ist seit Langem bekannt. Schließlich wird die Amazon Visa Card bereits seit Herbst 2021 nicht mehr zum Abschluss angeboten, und auch der ADAC suchte sich für sein Kartenangebot einen neuen Bankpartner. Die nun vorgestellte "Visa Card Extra" wird allein von der Berliner Sparkasse herausgegeben und verwaltet und steht in keiner Verbindung mehr zu Amazon, bringt Nutzern dort auch keine Vorteile mehr. Die Berliner Sparkasse ist eine Niederlassung der Landesbank Berlin, wobei die bisherige Holdingstruktur und die bundesweite Kartensparte ja aufgelöst bzw. abgebaut werden sollen. Daher ist man offenbar daran interessiert, nur bestimmte Kundengruppen mit in die neuen Strukturen zu übernehmen.

Das Wechselangebot stößt bei den Kunden im Allgemeinen auf wenig Begeisterung, da die neue Karte weniger attraktiv ist. Kritikpunkt ist insbesondere, dass die LBB die Teilzahlung gewissermaßen erzwingt und dabei einen wesentlich höheren Kreditzins aufruft (derzeit effektiv 18,41% p. a. gegenüber effektiv 14,04% p. a. bei der Amazon Visa Card). Voreingestellt ist eine Teilzahlungsrate von 5%, die maximal nur auf 50% erhöht werden kann. Die Kreditzinsen werden ab dem Tag der Kartenabrechnung erhoben. Die Inanspruchnahme des Kredits kann durch Guthaben auf dem Kartenkonto vermieden werden. Bei der Amazon Visa Card war die Teilzahlungseinstellung optional, allerdings wurden die Zinsen bei eingestellter Teilzahlung bereits ab dem Tag der jeweiligen Transaktion berechnet.

Der große Vorteil der Amazon Visa Card war der Cashback auf die Einkaufsumsätze. Er wurde in Form von Punkten gutgeschrieben, ein Punkt entsprach ganz unkompliziert einem Cent. Die allgemeine Sammelrate betrug damit 0,50%. Auf Einkäufe bei Amazon.de erhielten Amazon-Prime-Abonnenten sogar 3,00%, Normalkunden 2,00%. Vorhandene Punkte sollten unbedingt vor Kontoschließung eingelöst werden, ansonsten verfallen sie! Einlösen lassen sich die Punkte bei Einkäufen auf Amazon.de oder in dort zu erwerbende Gutscheine. Die Amazon-Kreditkarte war für Prime-Abonnenten kostenlos, ansonsten kostete sie EUR 19,99 pro Jahr.

Die neue Visa Card Extra hat generell einen jährlichen Kartenpreis von EUR 19,99. Bei ihr gibt es ebenfalls einen Cashback, direkt in Euro und mit einer Sammelrate von 0,75%. Allerdings ist das auf einen Einkaufsumsatz von EUR 5.000 pro Kalenderjahr begrenzt, was gerade einmal EUR 37,50 an Rückvergütungen entspricht. Es lassen sich somit pro Kalenderjahr nach Abzug des Kartenpreises gerade einmal EUR 17,51 verdienen. Partnerkarten wird es nicht mehr geben. Die neue Karte kann mit Apple Pay genutzt werden, was der Amazon Visa Card nie vergönnt war. Google Pay kann hingegen nicht mehr genutzt werden, stattdessen ist von Android-Nutzern die App der Berliner Sparkasse zum mobilen Bezahlen zu verwenden. Geldabheben aus Guthaben ist seitens der LBB nicht mehr gebührenfrei; stattdessen ist nun das Geldabheben im Ausland ohne Bargeldabhebungsgebühr, egal ob aus Guthaben oder bei Inanspruchnahme des Kredits, dabei kommt es gegebenenfalls jedoch zu Sollzinsen und Kosten bei der Fremdwährungsumrechnung.

Wenn man die neue Karte beantragt, bleibt die Amazon-Kreditkarte bis zum 26.3.24 aktiv und die neue, die ab November 2023 ausgestellt wird, kann ab dem 27.3.24 eingesetzt werden. Tut man nichts, schließt die LBB die Amazon Visa Card und das Kartenkonto wesentlich früher; in den E-Mails der ersten Tranche hat sie für diesen Fall vorsorglich die Kündigung zum 30.9.23 ausgesprochen. Fordert man die Vertragsunterlagen für die neue Karte zwar an, sendet sie aber nicht innerhalb der Frist unterschrieben zurück, ist es erstaunlicherweise so geregelt, dass sich der Kündigungstermin nach hinten verschiebt - bei den Karteninhabern, die in der ersten Tranche angeschrieben wurden, auf den 30.11.23. Das Anfordern der Vertragsunterlagen ist somit ein unkomplizierter Weg, die Amazon Visa Card noch etwas länger nutzen zu dürfen. Eine weitere Option dazu wäre, die neue Karte zu beantragen und gegebenenfalls Ende März oder später zu kündigen. Jahreskartenpreise werden bei der Schließung anteilig erstattet.