Newsbeitrag vom 25.01.2024

onvista bank: Exklusives Wechselangebot enthüllt Vorhaben der Schließung

Wechselangebot zu comdirect

Der entscheidende Satz fällt im klein geschriebenen Fließtext gleich zu Beginn.

"Mittelfristig stellt die onvista bank ihren Geschäftsbetrieb ein." Mit diesem Satz leitet ein Wechselangebot ein, das kürzlich selektierte Kunden der onvista bank bekommen haben. Die URL, unter der das Angebot zu finden ist, lautet www.onvista-bank.de/depot-100.php. Die Depoteröffnung bei comdirect wird mit vergünstigtem Handel in den ersten drei Jahren schmackhaft gemacht und der gleichzeitige Übertrag des gesamten Depotvolumens von der onvista bank zu comdirect mit EUR 100,00 Geldprämie. Nur die ausgewählten Kunden können dieses Angebot wahrnehmen. comdirect und onvista bank gehören beide zur Commerzbank, ein erneutes Onboarding inklusive Identifikation ist dennoch nötig. Das war noch nicht die offizielle Bekanntgabe, aber vorab ein sehr konkreter Hinweis auf die Einstellung des Geschäftsbetriebs. Er ließ wenig Zweifel darüber, welche Zukunft onvista bank im Konzern der Commerzbank noch hat.

Navigationsmenü der onvista bank

"Über uns" statt "Kunde werden"

Am 17.1.24 hat onvista bank zudem die Möglichkeit zur Depoteröffnung von ihrer Website entfernt, zunächst ohne das weiter zu erklären. "Kunde werden" wurde im Navigationsmenü durch den Über-uns-Bereich ersetzt und Besucher der Website finden schlicht keine Informationen mehr zur Depoteröffnung.

Seit dem 15.1.24 wird auf der Startseite der onvista bank auch das allgemeingültige derzeitige Neukundenangebot zum Depot der comdirect beworben. Eine auffällige Veränderung, wenn so prominent platziert zu einem anderen Depotanbieter geraten wird, zumal auf dem in Pink und Weiß gehaltenen Webauftritt auch gelbe Farbe Einzug gehalten hat. Drei von vier der auf der Startseite beworbenen Angebote stammen nun von comdirect, darunter das Tagesgeldangebot und die digitale Vermögensverwaltung.

offizielle Information zur Einstellung ihrer Geschäftstätigkeit

Seit 25.1.24 informiert onvista bank offiziell über ihre Schließung.

Unmittelbar nach Erscheinen der ersten Version unseres Newsbeitrags bestätigte die onvista bank am 25.1.24 die Einstellung ihrer Geschäftstätigkeit, indem sie auf ihrer Webseite zu dem Thema einen FAQ-Bereich veröffentlichte. Darin begründet sie, die Commerzbank wolle sich auf die Hauptmarken Commerzbank und comdirect konzentrieren und die Kunden der onvista bank könnten bei comdirect vergleichbare Produkte mit einem erweiterten Leistungsangebot nutzen. Nach und nach sollen alle Kunden mit einem Wechselangebot zu comdirect angeschrieben und über den Schließungsprozess informiert werden. Der Prozess soll Ende 2025 abgeschlossen sein.

Die onvista bank ist seit Jahren ein fester Bestandteil im deutschen Online-Broker-Markt und für ihr attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis bekannt. In den Anfangsjahren hieß sie Fimatex und war eine Tochtergesellschaft der Großbank Société Générale. Im April 2002 kaufte man sich das französischsprachige Finanz- und Wirtschaftsportals boursorama.com hinzu, und später das deutsche Finanzportal onvista. Die enge Verzahnung von Informationsangebot und Transaktionsmöglichkeit sollte zum Erfolg führen. Als Online-Broker mit mittelgroßem Kundenstamm in Deutschland, geschätzt derzeit etwa 200.000 Kunden, wurden die notwendigen Skaleneffekte jedoch nicht erreicht. onvista bank und das Finanzportal onvista gehörten ab April 2017 zum weitaus größeren Konkurrenten comdirect. Die Marke onvista bank und deren bisherige Preispolitik sollen beibehalten werden, beteuerte comdirect bei der Übernahme. comdirect selbst ist im November 2020 nach dem Herausdrängen der verbliebenen Minderheitsaktionäre auf der Commerzbank AG verschmolzen worden. comdirect und onvista bank traten seitdem als Marken der Commerzbank auf. Dabei leistete man sich unverändert die jeweiligen Systeme und Abläufe, zusammengeführt wurden sie nicht. Auffällig war, dass sich die onvista bank technologisch kaum weiterentwickelte, womit viele der Kunden aber kein Problem hatten. Dennoch war in der Konstellation stets zu befürchten, dass onvista bank als Online-Broker irgendwann verschwindet.

Jetzt kommt es tatsächlich so, und es spiegelt die sich ständig verändernde Landschaft im Online-Brokerage wider. Für Bankkunden bedeutet es, sich an Veränderungen anpassen zu müssen. Während die onvista bank für Neukunden keine Option mehr ist, werden Bestandskunden überlegen, ob und wann sie ihr Depot zu comdirect oder einen anderen Anbieter verlagern. Das derzeitige comdirect-Wechselangebot gibt Planungssicherheit für drei Jahre - mit kostenloser Depotführung und einem Orderpreis für die Inlandsorder von EUR 3,90 plus börsenplatzabhängige Entgelte und gegebenenfalls anfallende Fremdkosten bzw. die comdirect-spezifischen Aufschläge. Nach Ablauf des Vergünstigungszeitraums wird das Ordern mit den Normalpreisen von comdirect wesentlich teurer. Der Low-Cost-Broker flatex und die Neobroker Smartbroker+ und Traders Place kommen dem Handelsangebot und Preisniveau der onvista bank am nächsten.

  1. Anbieterlink/Anzeige
    zum allgemeingültigen Neukundenangebot der comdirect