Newsbeitrag vom 05.06.2025

Niedrige Inflation ermöglicht weitere EZB-Zinssenkung

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am 5.6.25 beschlossen, alle drei Leitzinsen nochmals um jeweils 0,25 Prozentpunkte zu senken. Den wichtigsten Einlagensatz reduziert sie von 2,25% auf 2,00%, den Hauptrefinanzierungssatz von 2,40% auf 2,15%, den Spitzenrefinanzierungssatz von 2,65% auf 2,40%. Die Änderungen werden am 11.6.25 wirksam. Nur ein Ratsmitglied stimmte dagegen.

Diese achte Zinssenkung seit Juni 2024, als die EZB mit der Lockerung ihrer Geldpolitik begann, war weitgehend erwartet worden. Das endgültige Okay für die EZB kam am vergangenen Dienstag. An dem Tag veröffentlichte Eurostat die Inflationsdaten für den Mai. Laut der vorläufigen Schätzung ging sie im Euroraum auf 1,9% zurück und liegt damit erstmals wieder unter dem Zwei-Prozent-Ziel. Besonders die um 7,7% gegenüber April gesunkenen Energiepreise sowie die Aufwertung des Euros gegenüber dem US-Dollar trugen zu dieser Entwicklung bei. Die EZB prognostiziert eine Inflation von 2,0% für 2025, 1,6% für 2026 und 2,0% für 2027 – eine Abwärtskorrektur gegenüber früheren Prognosen.

Der Zollstreit verunsichert nach wie vor die internationalen Märkte. Auf der Pressekonferenz erklärte EZB-Präsidentin Christine Lagarde, dass höhere Zölle sowie der zulegende Euro die Exportwirtschaft der Eurozone belasten. Gleichzeitig betonte sie jedoch, dass die Robustheit der Währungsunion viele dieser negativen Einflüsse ausgleiche. Als ausgleichende Faktoren nannte sie einen starken Arbeitsmarkt, höhere Reallöhne, resiliente Firmen sowie verbesserte Finanzierungsbedingungen. Im Vorfeld der Sitzung hatte EZB-Vizepräsident Luis de Guindos erklärt, dass schon die Unsicherheit im Zollstreit "Gift" für die Konjunktur sei. Und Lagarde resümierte jüngst mit Blick auf die globale Wirtschaftsordnung: "An die Stelle der multilateralen Zusammenarbeit sind Nullsummendenken und bilaterale Machtspiele getreten."