Informationen zum Thema Direktbanken

Online-Banking und Banking per App

flexibel, mobil, unabhängig

Direktbanken erfüllen den Kundenwunsch nach Flexibilität, Mobilität und Selbstbestimmtheit. Denn beim Banking über Browser und App kann jeder selbst darüber entscheiden, wann und wie er Bankgeschäfte erledigt. Das bedeutet Zeitersparnis und ist im Idealfall sehr komfortabel.

Direktbanken setzen seit jeher auf schlanke, möglichst automatisierte Prozesse. Persönliche Beratung findet nicht statt. Die Kunden werden von einem zentralen Standort aus bedient. Ursprünglich nutzten Direktbanken auch Telefon und Post als Vertriebskanäle, mit zunehmender Internetdurchdringung hat das an Bedeutung verloren; es sind nur noch ergänzende Kanäle. Eine Direktbank ist heute typischerweise eine Online-Bank. Die Kostenvorteile dabei kommen den Kunden in Form von günstigen Konditionen zugute.

Mitte der neunziger Jahre sind Direktbanken wie Pilze aus dem Boden geschossen, sie veränderten das deutsche Bankenwesen nachhaltig. Dies verdeutlicht beispielsweise der Start von Direkt Anlage Bank und Consors im Jahr 1994. Drei Punkte erschwerten damals den Wertpapierhandel für Privatanleger: Erstens die hohen Gebühren für Kunden, die keine Beratung brauchten. Zweitens waren Informationen zum Börsenhandel spärlich, und drittens war die Abwicklungsqualität schlecht. Erst zwei Tage nach einer Aktienorder erfuhr man damals per Post, ob man die Anteile tatsächlich erworben hatte. Durch die Direktanbieter wurde der Börsenhandel fairer und besser: anbieterübergreifendes Fondsangebot mit niedrigeren Ausgabeaufschlägen, Depotübersichten per Mausklick, Realtime-Börsenkurse, offene Orderbücher und Daytrading. Damals für Privatanleger unvorstellbar, mittlerweile Alltag.

Erfolgstreiber war über viele Jahre vor allem wenig erklärungsbedürftiges Einlagengeschäft. Direktbanken rangen etablierten Filialisten mit überdurchschnittlichen Zinsen Einlagevolumen ab. Einstiegsprodukt für diejenigen, die erstmals mit Direktbanken Erfahrungen machten, war meist das Tagesgeldkonto. Mit ihm ist auch ING - die kundenstärkste und wohl auch ertragsmäßig erfolgreichste Direktbank - groß geworden. In den Führungsriegen der Filialinstitute wurden die Auswirkungen lange unterschätzt. Sie zögerten, sich anzupassen. Sie zögerten, die Zinsen auf das Niveau von Direktbanken zu heben, da ihre Kunden aus niedrig verzinslichen Spareinlagen bzw. nahezu unverzinslichen Sichteinlagen einfach bankintern umschichten würden. Ein Kannibalisierungseffekt. Aber auch der Wettbewerb im Lager der Direktbanken ist hart und Kunden fühlen sich bei diesen Anlagen wenig an den Anbieter gebunden. Zinsänderungen beim Tagesgeld wirken sich unmittelbar auf Zu- bzw. Abflüsse der Kundeneinlagen aus. Trotzdem können die Anbieter bei ihrer Ertragskalkulation darauf vertrauen, dass ein Teil der Kundschaft bleibt, wenn das Angebot im Marktvergleich zurückfällt.

Die Filialbanken verfolgten in den Folgejahren meist eine sogenannte Multikanalstrategie, um ihren Kunden alles anbieten und dennoch die Kostenvorteile des Internet- und Telefonvertriebs nutzen zu können. Die Preisgestaltung in den verschiedenen Vertriebskanälen - Filiale, Internet oder Call-Center - ist dabei meist differenziert, um die Kosten eher verursachergerecht umzulegen. Die Betriebsabläufe wurden vereinheitlicht und optimiert, mit dem Ziel, die Produktivität der Mitarbeiter zu steigern. Und in den Metropolen wurde mit sogenannten Flagship-Stores experimentiert, die sich an der Shopgestaltung des Einzelhandels orientieren. Grundlegende Frage für Kunden ist jedoch, ob sich eine Bankberatung wirklich auszahlt. Banken pflegten über Jahrzehnte ihr Image vom neutralen Berater. Tatsächlich stehen Berater und ihre Vorgesetzten unter enormem Druck. Sie müssen immer ehrgeizigere Renditeziele erreichen. Und das geht am besten über Produkte mit hohen Margen. Je komplizierter das Finanzprodukt, desto besser können Provisionen und Gebühren versteckt werden. Die Freiheit zu verkaufen, was Kunden wirklich brauchen, gibt es für Berater eigentlich nicht. Kunden, die objektive und kompetente Beratung erwarten, werden oft enttäuscht. Die Diskrepanz zwischen Erwartungen und Leistungen ist das zentrale Dilemma. Wegen des Kostendrucks und weil die Zahl der Filialgänger rapide gesunken ist, haben die Filialinstitute in den vergangenen Jahren ihr Filialnetz deutlich ausgedünnt und sich mehr und mehr an den Direktbanken orientiert, den Ausbau ihrer Geschäftsstelle im Internet vorangetrieben.

In den 2020er-Jahren, gegen Ende der langen Niedrigzinsphase, wurden Einlagen für alle Banken zur Belastung. Sie führten Negativzinsen ein, senkten Freigrenzen oder stoppten gar ihr Neugeschäft. Direktanbieter haben sich jedoch in vielen Bereichen durchsetzen können, ob bei Girokonten, Kreditkarten, Investments oder Krediten für Konsum-, Fahrzeug- und Wohnfinanzierung. Sie sind in der Breite der Gesellschaft angekommen und viel hat sich getan. Challenger-Banken wie N26 und Vivid Money positionierten sich mit reinen Smartphone-Girokonten, setzten dabei neue Maßstäbe hinsichtlich Benutzerfreundlichkeit. Fintechs und Payment-Dienste wie solche zum Bezahlen per Smartphone machen das moderne Banking ebenfalls aus. Der Gesetzgeber hat mit PSD2 Vorgaben formuliert, welche die Banken dazu zwingen, Kontoinformationen anderen Finanzdienstleistern zugänglich zu machen, sofern der Kunde das wünscht. Internetgiganten wie Google, Amazon, Facebook und Apple wollen einzelne Segmente des Bankgeschäfts an sich ziehen. Banken müssen wegen der enormen Geschwindigkeit an Veränderungen agiler werden, Kooperationen mit Finanztechnologieunternehmen sind dabei eine Möglichkeit. Fintechs wie Mambu und Solaris etwa stellen Module für das Bankgeschäft in der Cloud bereit. Plattformen für Zinsanlagen erleichtern Kunden das Nutzen von Zinsunterschieden in den europäischen Ländern. Low-Cost-Broker, die kein oder nur ein symbolisches Orderentgelt verlangen, sind eine neue Generation von Online-Brokern. Ihr Aufstieg war begünstigt durch die konsequente Ausrichtung an einen neuerlichen Wandel, die Smartphone-Durchdringung und produktseitig vor allem ETF-Sparpläne, die in der Anlegergunst enorm gestiegen sind. Bei den Krediten sind es die Geschäftsmodelle, die frühestmöglich ansetzen - direkt am Point of Sale. Das ist das Konzept der Autobanken und augenblicklich von Diensten wie Klarna und PayPal, die Kredit schon während des Check-outs beim Online-Kauf anbieten. Das Geschäft mit Immobiliendarlehen läuft heutzutage zu großen Teilen über Vermittlungsplattformen, sowohl im Endkundengeschäft wie über Interhyp als auch für Finanzdienstleister bereitgestellte Zugänge.

Jede Bank stellt sich den Herausforderungen auf ihre Art. Kunden erschließt sich ein Angebot, das nicht nur auf die wenigen Banken vor Ort beschränkt ist. Die früher übliche hohe Loyalität zur Hausbank gibt es in der Form längst nicht mehr. Der Kontowechsel wird dank eines beschleunigten Onboarding durch Videolegitimation und unterstützenden Tools schließlich auch immer einfacher. Durch zur Verfügung stehende Informationen können Bankkunden heute selbstbewusster sein, viele entscheiden selbst. Hinzu kommt, Bankprodukte sind leicht über das Internet vergleichbar. Im Grundsatz sind Direktbanken in dem Umfeld nach wie vor gut aufgestellt. Um im Privatkundengeschäft erfolgreich zu sein, kommt es aber auch für sie mehr denn je darauf an, Produkte mit hoher Benutzerfreundlichkeit, zusätzlichem Kundennutzen, mit hocheffizienten Prozessen bei der Abwicklung zu verbinden.