Die Neobroker, teilweise auch als Low-Cost-Broker bezeichnet, verlangen kein oder nur ein symbolisches Orderentgelt. Allerdings arbeiten sie exklusiv mit einem oder höchstens zwei Handelsplätzen zusammen, was ihr Geschäftsmodell erst ermöglicht. Wir stellen die Neobroker in dieser separaten Vergleichsübersicht gegenüber.
Unser eigentlicher Brokerage-Vergleich stellt auf die Preise beim Handel auf Xetra Frankfurt ab, dort findet in Deutschland mit Abstand der meiste Umsatz statt. Zudem bieten die dort gelisteten Online-Broker auch die Regionalbörsen und meist mehrere Auslandsbörsen an. Auf die Neobroker-Angebote trifft dies alles nicht zu und ihre Erträge erzielen sie weniger transparent aus direkten Orderentgelten als aus Rückvergütungen der Partner, denen sie Handelsvolumen zuführen. Für den Anleger kann es dennoch am passendsten sein, über einen Neobroker zu handeln, gerade mit kleinen Ordergrößen, da sich solche Aufträge zu Normalpreisen nicht rechnen würden. Zu den Zeiten, an denen auch Xetra geöffnet und damit eine Referenz gegeben ist, ist an den Kursen von den jeweiligen Partnern (Lang & Schwarz, gettex oder Quotrix) für gängige Aktien und ETFs meist kein großer Unterschied festzustellen, und mit dem Setzen eines Limits kann man dafür sorgen, dass es zu keinen unliebsamen Überraschungen kommt. Dann kann es nur passieren, dass es vielleicht nicht zur Ausführung kommt, oder erst dann, wenn der Kurs deutlich unter bzw. über dem Limit notiert.
Die Unterschiede bei den Neobrokern sind ausgeprägt: Einige sind auf den Handel per Smartphone-App zugeschnitten, andere stellen auch eine Browser-Version zur Verfügung. Einige stehen erst am Anfang und haben eigentlich noch ein unfertiges Leistungsangebot. Trade Republic ist mit einer Mindestsparrate von lediglich EUR 10,00 und der Verrechnung in Bruchstücken gut für Aktiensparpläne geeignet. Scalable Capital hat sein ETF-Sparplanangebot umfassend ausgebaut, die Mindestsparrate beträgt nun EUR 1,00, die Ausführung der Sparpläne ist nun auch im "Free Broker"-Modell generell gebührenfrei und das Ausführungsintervall kann vom Anleger frei festgelegt werden, ob alle ein, zwei oder drei Monate ausgeführt werden soll, und dies mit einer Wahlmöglichkeit zwischen neun Ausführungstagen im Monat (1., 4., 7., 10., 13., 16., 19., 22. oder 25. eines Monats). justTrade ermöglicht gleich an drei Handelsplätzen ohne Orderentgelt zu handeln - Tradegate, Lang & Schwarz und Quotrix; der Negativzins ist abgeschafft, das Angebot an Wertpapiersparplänen allerdings weiterhin eher schwach.
Brokerage: Vergleichsübersicht zu den Neobrokern
Bitte beachten Sie: Beim Ordern sind neben dem Orderpreis bzw. beim Sparplan neben dem Ausführungspreis auch der Spread und eventuell Fremdspesen ein Kostenfaktor. Zusätzlich können Produktkosten anfallen. Es ist ebenfalls möglich, dass Brokerage-Anbieter Zuwendungen von bestimmten Handelsplätzen oder Produktanbietern erhalten. Und Investitionen in Wertpapiere bergen neben Chancen auch Risiken.
Scalable Capital: Neben dem Handel über gettex steht dem Kunden bei Scalable Capital auch der Handel über Xetra Frankfurt offen. Der Orderpreis beträgt dabei für alle Kunden, auch im kostenpflichtigen Prime-Broker-Abo, EUR 3,99 plus Handelsplatzgebühr von 0,01%, mindestens aber EUR 1,50 Handelsplatzgebühr. Mit der pauschalierten Handelsplatzgebühr von Scalable Capital sind die Börsengebühren abgedeckt.
Scalable Capital: Mit "Prime+ Broker" für EUR 4,99 pro Monat wird ein drittes Preismodell angeboten. Zum ähnlich betitelten "Prime Broker" besteht lediglich der Unterschied, dass Kontoguthaben verzinst wird, mit 2,60% für Guthabenteile bis EUR 100.000, und dass der Depotpreis monatlich statt jährlich im Voraus belastet wird, entsprechend monatlich statt jährlich gekündigt werden kann. Auf das Jahr hochgerechnet ergeben sich EUR 59,88 - also ein Aufschlag von EUR 24,00 gegenüber Prime Broker. Ob der Aufschlag die Flexibilität wert ist, muss jeder von der eigenen Situation abhängig machen. Gegebenenfalls kann es sich rechnen, wenn man nur wenige Monate viel handeln möchte.
Scalable Capital: Der Orderpreis im Free-Broker-Modell wird anders als bei anderen Online-Brokern bzw. Low-Cost-Brokern steuerlich nicht automatisch als Kauf- bzw. Verkaufskosten berücksichtigt, weder beim Handel über gettex noch über Xetra Frankfurt. In die von der Baader Bank vorgenommene Berechnung der auf Kapitalerträge zu zahlenden Steuern fließen nur die Kauf- und Verkaufskurse ein, teilte Scalable Capital auf Nachfrage mit. So ist auch im Preis- und Leistungsverzeichnis der Orderpreis als "Entgelt für Abschlussvermittlung" ausgewiesen, und dies fällt seitens Scalable Capital an, nicht seitens der Baader Bank. Eine Abschlussvermittlung sei von der Mehrwertsteuer befreit und deshalb bestehe hierzu keine Rechnungspflicht; das an Scalable Capital zu zahlende Entgelt erscheint nur auf der Lastschriftabbuchung. Der Anleger könne die gezahlten Entgelte gegebenenfalls aber in seiner Steuererklärung geltend machen. Ebenso wird es beim Pauschalpreis des Prime-Broker-Modells gehandhabt, wobei dieser ohnehin wohl eher wie eine Depotgebühr zu sehen ist; Depotgebühren können nicht steuermindernd angesetzt werden, sie sind mit dem Sparerpauschbetrag abgegolten.
Scalable Capital: Ein ausgehender Depotübertrag ist in Teilen oder im Gesamten möglich, er muss über das Formular der aufnehmenden Bank per Mail bei der Baader Bank eingereicht werden.
Trade Republic: Im Bruchteilhandel mit echten Aktien und ETFs hat Trade Republic ein Alleinstellungsmerkmal; sie sind die ersten in Deutschland, die es anbieten. Trade Republic bezeichnet es als "Fractional Trading" und setzt es zudem selbst um, nimmt den Handel der Bruchteile in die eigenen Bücher. Der Anlegernutzen ist, sowohl per Sparplan als auch per Einmalanlage echte Bruchteile von Aktien und ETFs erwerben zu können. Bei Einmalanlagen sind bei anderen Online-Brokern normalerweise nur ganze Stücke bzw. Anteile handelbar. Allerdings ist Fractional Trading bei Trade Republic auch nur bei "Market-Orders" verfügbar. Das ist weniger schön, denn so lässt sich nur zum nächstbesten Kurs kaufen oder verkaufen. Ein Limit setzen, was beim Handel über Market-Maker bzw. alternativen Handelsplätzen anzuraten ist, wird hier von Trade Republic nicht unterstützt.
Traders Place: Am Handelsplatz gettex können Aktien, Anleihen, Fonds und ETFs zum genannten Preis gehandelt werden. Bei einem Ordervolumen unterhalb von EUR 750,00 wird ein Mindermengenzuschlag von EUR 1,00 abgerechnet. Neben dem Handel an gettex stehen dem Kunden bei Traders Place grundsätzlich alle Börsen und elektronischen Handelsplätze in Deutschland offen, zudem 21 ausländische Börsen. Der Normalpreis einer Inlandsorder beträgt seitens Traders Place EUR 3,00. Neben der niedrigen Orderprovision von Traders Place wird auch eine Handelsplatzgebühr der Baader Bank erhoben, die bei den Fremdspesen vermengt ist. Ganz unten im Preis- und Leistungsverzeichnis, ansonsten kaum erwähnt, steht nämlich noch eine Aufstellung zu "Fremdspesen (Baader)*)", und das Sternchen ist mit "zzgl. handelsplatzabhängiger Gebühren" erklärt. Auf den ersten Blick sieht das wie die üblichen Börsengebühren aus, da sie mit einem niedrigen Prozentwert angegeben sind. Aber die angegebenen Minimumpreise liegen zu Xetra Frankfurt bei hohen EUR 3,00 und bei den weiteren inländischen Börsen/Handelsplätzen mit Ausnahme von gettex bei EUR 4,00. Es sind somit nur zum Teil die üblichen Fremdspesen, größtenteils sind es separat - seitens Baader Bank - erhobene Handelsplatzgebühren.
Traders Place: Die seitens Traders Place anfallenden Orderpreise werden anders als bei anderen Online-Brokern bzw. Low-Cost-Brokern steuerlich nicht automatisch als Kauf- bzw. Verkaufskosten berücksichtigt. In die von der Baader Bank vorgenommene Berechnung der auf Kapitalerträge zu zahlenden Steuern fließen sie nämlich nicht in die Kauf- und Verkaufskurse ein, nur die seitens der Baader Bank erhobenen Handelsplatzentgelte sowie die Börsengebühren/Maklercourtage. Der Anleger kann die gezahlten Orderpreise gegebenenfalls aber in seiner Steuererklärung geltend machen.
Traders Place: EUR 25,00 Gebühr drohen generell bei schriftlichem Auftrag.
Smartbroker+: Am Handelsplatz gettex können Aktien, Anleihen, Fonds, ETFs und Derivate von HSBC zum genannten Preis gehandelt werden. Für Derivate anderer Emittenten wird der Normalpreis von EUR 4,00 berechnet. Bei einem Ordervolumen unterhalb von EUR 500,00 wird generell ein Orderpreis von EUR 4,00 abgerechnet. Neben dem Handel an gettex stehen dem Kunden bei Smartbroker+ grundsätzlich alle Börsen und elektronischen Handelsplätze in Deutschland offen, außer Quotrix, zudem 18 ausländische Börsen. Der Normalpreis einer Inlandsorder beträgt bei Smartbroker EUR 4,00, an den Inlandsbörsen jeweils zuzüglich Börsengebühren.
Smartbroker+: Es braucht aber noch Zeit, bis technisch alles läuft. Zunächst lässt sich nur per Einzelorder im Inland handeln. In ein paar Wochen verfügbar sein sollen der Handel an Auslandsbörsen, Anleihehandel, Sparpläne, weitere Ordertypen und -zusätze, Wertpapierkredit und Unterdepots. Gegen Ende Oktober 2023 soll so die volle Funktionsfähigkeit gegeben sein.
Smartbroker+: Überweisungen auf das Depot-Verrechnungskonto sind nur über das hinterlegte Referenzkonto erlaubt.
Smartbroker+: Xetra-Gold kann bei Smartbroker+ erfreulicherweise zwar gehandelt bzw. verwahrt werden. Für die Verwahrung werden allerdings auf Jahresbasis inklusive Mehrwertsteuer ein Verwahrpreis von 0,952% der Wertpapierposition erhoben, was fast drei Mal so hoch ist, wie den Banken von der Verwahrstelle Clearstream in Rechnung gestellten Entgelte.