Girokonto: Information
Die meisten Bankkunden behalten ihr Girokonto selbst dann, wenn die Kosten steigen. Aus Gewohnheit bleiben sie ihrer Bank oder Sparkasse über Jahre treu. Aus gutem Grund, denn immerhin laufen regelmäßig Gehaltszahlungen, Abbuchungen und Daueraufträge über das Konto. Der empfundene Aufwand für einen Wechsel wiegt bei den meisten höher als die mögliche Kostenersparnis. Mit einem optimalen Girokonto lassen sich jedoch jährlich dreistellige Euro-Beträge sparen. Außerdem helfen die meisten Geldinstitute ihren neuen Kunden beim Wechseln, neuerdings auch über externe Webservices, die automatisch die Umsätze analysieren und den Versand an die Anzuschreibenden übernehmen. Das macht dann kaum noch Arbeit.
Aufgrund von Niedrigzinsphase und Regulierung sind bei den klassischen Geschäftsmodellen die Erträge weggebrochen. Die Kosten für die Bereitstellung der Girokonten lassen sich kaum noch wie früher aus Zinserträgen querfinanzieren. So hat man in den letzten Monaten speziell bei den Filialinstituten einige Anhebungen bei den Monatspauschalen gesehen, viel öfter wurden aber einzelne Postenpreise erhöht oder eingeführt. Mehr Spielraum haben offenbar noch die Direktbanken - der Markt bietet einige Girokonten ohne monatliche Kontoführungsgebühr. Für Auszubildende und Studenten gilt die kostenlose Kontoführung bei vielen Anbietern uneingeschränkt. Für alle anderen Kundengruppen ist ein Verzicht auf die Kontoführungsgebühr fast immer an Bedingungen geknüpft. Die Varianten reichen von einem obligatorischen monatlichen Geldeingang über ein mindestens zu haltendes Durchschnittsguthaben bis hin zur Verbindung mit Zusatzgeschäften.
Direktbanken sprechen mobile Kunden an, die keinen Wert auf ein großes Filialnetz legen. Viel Gewicht fällt hier der Bargeldversorgung zu, da das Geldziehen an fremden Automaten teuer ist. Innerhalb des Sparkassenverbunds kann man beispielsweise 23.000 Geldautomaten kostenlos nutzen. Die Genossenschaftsbanken kommen auf rund 17.600 Automaten und die Cash Group (Deutsche Bank, Dresdner Bank, Commerzbank, HypoVereinsbank und Postbank sowie deren Tochterinstitute) kommt auf 9.000 Automaten. Ob die Bank an eines dieser Geldautomatennetze angebunden ist und ob es im eigenen Umfeld entsprechende Automaten gibt, sollte man sich anschauen. Einige Direktbanken behelfen sich, indem sie ihren Kunden eine kostenfreie Bargeldversorgung über die Kreditkarte ermöglichen und dabei die Abhebegebühren der Kartengesellschaft zu pauschalen Großhandelskonditionen übernehmen. Das Geldziehen ist dann an praktisch allen Geldautomaten im gesamten Euroraum für den Kunden kostenfrei, manchmal sogar weltweit. Wer viel reist, profitiert davon. Löchrig wurde die ansonsten komfortable Lösung, als mehrere Sparkassen und Volksbanken ihre Automaten für die Kreditkarten bestimmter Direktbanken sperrten. Eine zusätzliche Option für jeden sind neuerdings die Bargeldservices einiger Handelsketten.
Für diverse mit einem Girokonto verbundene Leistungen erheben die Banken unterschiedlich hohe Gebühren. Voraussetzung für die Belastung von Preisen ist jedoch, dass die Bank diese im Preisverzeichnis nennt. Neben dem monatlichen Grundpreis und dem Kostenfaktor Geldabheben fallen insbesondere die Gebühren für Buchungen, Bank- und Kreditkarten sowie Sollzinsen ins Gewicht. Auch bieten die Banken meist mehrere TAN-Verfahren beim Online-Banking an, nicht bei allen Banken kann ein kostenloses genutzt werden. Unnötige Ausgaben sollten vermieden werden. Denn durch Überweisungen per Beleg und den Versand von Kontoauszügen per Post werden selbst Online-Girokonten kostspielig. Andererseits werden in letzter Zeit auch vermehrt Premiumkonten angeboten, die viele Extras enthalten und/oder einen niedrigeren Sollzins versprechen. Tatsächlich kommen die meisten Kunden mit einem Standardkonto aber günstiger weg als beim Premiummodell mit hoher Kontoführungspauschale. Ohnehin ist es flexibler, statt auf eine Guthabenverzinsung des Girokontos zu setzen, oder Giro- und Tagesgeldkonto aus einer Hand haben zu wollen, überschüssiges Guthaben konsequent auf ein zum jeweiligen Zeitabschnitt gut verzinstes Tagesgeldkonto umzubuchen. Und alternativ zu den Kreditkarten, die bei Kreditwürdigkeit zum Konto erhältlich sind, kann man ebenfalls Karten anderer Banken wählen. Wichtig für die Produktauswahl bzw. -zusammenstellung ist daher zunächst, die eigenen Bedürfnisse und Gewohnheiten zu kennen, zum Beispiel welches TAN-Verfahren beim Online-Banking und welche Geldautomatenabdeckung man präferiert und ob ein für die kostenlose Kontoführung geforderter Mindestgeldeingang akzeptabel wäre.
Änderungen bei den Girokonten
- bunq aus den Niederlanden senkte am 12.3.24 ihr Sonderzinsangebot beim Sparkonto "Easy Savings" auf 3,50% p. a., zuvor lag es bei überaus hohen 4,50% p. a. Die weiteren Merkmale blieben unverändert, das heißt, weiterhin für Guthabenteile bis EUR 100.000 in den ersten vier Monaten. Das Sonderzinsangebot richtet bunq an Neukunden, setzt es speziell in Deutschland ein, um dort Interesse für die angebotenen Smartphone-Girokonten zu wecken.
- Die Deutsche Bank beabsichtigt, die Kooperation zwischen ihrer Marke Postbank und den Postagenturen (offiziell Post-Partnerfilialen genannt) bis Ende 2025 vollständig zu beenden. Betroffen von dieser Sparmaßnahme sind die derzeit rund 1.800 Agenturen, die neben den Dienstleistungen der Deutschen Post auch Finanzdienstleistungen der Postbank anbieten, darunter Schreibwarenläden, Kioske und andere Einzelhändler. Der Schritt wurde offenbar bereits gegenüber Inhabern der Agenturen kommuniziert und die Deutsche Bank bestätigte die Informationen gegenüber Medien. Ein Sprecher begründete ihn mit dem Wandel im Kundenverhalten, da Bankgeschäfte zunehmend online und bargeldlos abgewickelt werden. Infolgedessen würden die Dienstleistungen in den Partnerfilialen seltener beansprucht. Diese Entscheidung folgt auf die Ankündigung vom Oktober, zahlreiche eigene Filialen der Postbank zu schließen. Bis Mitte 2026 soll deren Anzahl von derzeit 550 auf 300 reduziert werden. Insgesamt führt dies zu einem umfassenden Rückzug der Postbank aus der Fläche. Der Wegfall der Agenturen wird die Kunden insbesondere in ländlichen Gebieten hart treffen. Dort war die Postbank im Vergleich zu anderen Banken sehr kundennah. Die Agenturen wurden vor allem für die Bargeldgeschäfte am Schalter und als persönliche Anlaufstelle genutzt. Bei vielen über die Standardleistungen hinausgehenden Fragen mussten die Agenturen allerdings auf die Hotline oder andere Kontaktwege verweisen. Es wird betont, dass die Kunden der Postbank auch über das Jahr 2025 hinaus weiterhin Zugang zu mehreren hundert Filialen und zu einem der dichtesten Geldautomatennetze in Deutschland haben werden. Zu Letzterem gehören die Automaten der Cash Group und der Bargeldbezug über Shell-Tankstellenkassen und andere Drittpartner, und bankübergreifend der Bargeldservice vieler Lebensmittel- und Drogeriemärkte im Rahmen des Einkaufs. Zusätzlich biete die Postbank Services über das Telefonbanking an, die kein Smartphone erfordern.
- Die niederländische Challenger-Bank bunq hob den monatlichen Grundpreis ihrer privaten und geschäftlichen Girokonten um jeweils einen Euro an. Auch einige Zusatzleistungen wurden teurer. Konkret stieg der Grundpreis für das private Kontomodell "Easy Money" auf EUR 18,99 (vorher EUR 17,99), für "Easy Money" auf EUR 9,99 (vorher EUR 8,99) und für "Easy Bank" auf EUR 3,99 (vorher EUR 2,99). Der Preis für 25 zusätzliche Unterkonten erhöhte sich auf EUR 20,00 (vorher EUR 19,00) pro Monat. Bei den Geschäftskonten sind die Anhebungen um einen Euro ebenso vorgenommen worden und das Hinzufügen weiterer berechtigter Personen über die drei kostenlosen hinaus kostet nun EUR 5,99 (vorher EUR 4,99) pro Person und Monat. Im Neugeschäft gelten die neuen Preise seit 1.3.24, im Bestandsgeschäft ab 1.5.24.
- Vivid Money informierte in einer Pressemitteilung, dass sie ab sofort kostenlose Echtzeitüberweisungen mittels des SEPA-Instant-Standards anbieten, damit schnelle Transaktionen ermöglichen. Um eine Echtzeitüberweisung zu veranlassen, können die Kunden wie gewohnt in der Vivid-App auf "Zahlen" tippen. Falls das Empfängerkonto eingehende SEPA-Instant-Überweisungen nicht unterstützt, wird automatisch eine herkömmliche Überweisung vorbereitet und angezeigt, dass sie bis zu drei Werktage dauern könne.
- Die GLS Bank hat einige Preise der privaten und geschäftlichen Girokonten erhöht. Diese Änderungen sind im Neugeschäft seit dem 1.1.24 in Kraft und werden für Bestandskunden ab dem 1.7.24 gültig. Auch die Namen der Kontomodelle haben sich geändert. Bei den privaten Kontomodellen kosten beleghafte Buchungsposten nun jeweils EUR 1,00, bisher waren sie inklusive. Beim "Konto 18-27" (vorher "Junges Konto") ist die girocard mit EUR 6,00 p. a. bepreist, bislang war sie beitragsfrei. Der Kartenpreis der Mastercard Gold stieg auf EUR 81,00 (vorher EUR 75,00). Zudem halbiert sich zum 1.1.25 das jährliche Kontingent an mit den Kreditkarten gebührenfreien Inlandsabhebungen an Geldautomaten von 48 auf 24. Die Geschäftskontomodelle sind von den Preisänderungen stärker betroffen. Der monatliche Grundpreis beim "Konto Geschäft" (vorher "Geschäftskonto") stieg auf EUR 10,00 (vorher EUR 8,00). Für gemeinnützige Organisationen, die das "Konto gGeschäft" (vorher "gGeschäftskonto") nutzen können, erhöht sich der Grundpreis auf monatlich EUR 5,00 (vorher EUR 3,80). Buchungsposten sind nun ebenfalls teurer, bei beleglosen Umsätzen beim Konto Geschäft sind es EUR 0,14 (vorher EUR 0,12) bzw. beim Konto gGeschäft EUR 0,12 (vorher EUR 0,10). Und beim Konto Geschäft kostet jetzt bereits die erste girocard EUR 15,00 p. a., bisher nur jede zusätzliche girocard.